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Re: ICTF 2. Vorauseilender Gehorsam, oder Pflicht
- To: "'FitugDebate'" <debate@fitug.de>
- Subject: Re: ICTF 2. Vorauseilender Gehorsam, oder Pflicht
- From: Johannes Ulbricht <Johannes_Ulbricht@csi.com>
- Date: Wed, 17 Mar 1999 14:50:06 +0100
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- Sender: owner-debate@fitug.de
Ich dachte, die ICTF waere mehr oder weniger out, seit sogar Hoeren als
Mitglied des Medienrates in einem Aufsatz in der NJW (Neue Juristische
Wochenschrift) gegen Anfang des Jahres (hab die genaue Fundstelle nicht
parat - kann wer zufaellig aushelfen?) explizit geschrieben hat, dass es
keinen Grund gibt, weshalb gerade die Provider das Recht / die Pflicht
haben sollen, zu entscheiden, welche Inhalte rechtswidrig sind.
Aber die Idee, das nicht der Nutzer bzw. Kunde, sondern der Verkaeufer bzw.
Provider Koenig ist, ist offenbar nicht tot. Ich hab neulich mit einem von
http://www.digitalehanse.com gesprochen, die suchen das Netz mittels
Mustererkennung nach urheberrechtswidrigen Bildern auf Webseiten ab. Der
hat gemeint, er kann ohne Gerichtsprozess die Provider einfach anschreiben,
dass sie die seiner Meinung nach rechtswidrigen Bilder runterschmeissen.
Man kann sich meiner Meinung nach auch beim Jugendschutz nicht ernsthaft
darueber streiten, dass der Zensor eine demokratische Legitimation braucht.
Aber beim Urheberrecht liegt es doch nun wirklich auf der Hand: Wenn ein
wirtschaftlich starkes Medienunternehmen einen kleinen Provider anschreibt,
er soll doch bitte alles runterschmeissen was ihnen nicht passt, dann wird
er sich kaum widersetzen (koennen), zumal er unternehmerisch auch nichts
von einem Widerstand hat.
Nichts gegen Digitale Hanse im Allgemeinen, aber jedem muesste die
Unausgewogenheit dieses Konzeptes auffallen. Zur Strafe wuensche ich ihnen,
dass sie zwischen Disney und Bertelsmann beim Streit um irgendwas
Millionenschweres geraten und zermalmt werden.
Das Recht muss durchaus nicht nur von staatlichen Stellen gesprochen
werden, aber jedenfalls von unparteiischen Stellen, da sind sich doch
hoffentlich alle einig.