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Re: Banken, Dienstleistungen und Telnet.



On Thu, 25 Mar 1999, Rudolf Schreiner wrote:

> > Bei dem Mail-Abarbeitungssystem haette jede Transaktion und jeder Stapel
> > jeweils eine Kennungsnummer. 
> [...]
> 
> Ja.
>  
> > Mit Procmail liesse sich das vermutlich realisieren, und der Benutzer
> > muesste nichts davon merken.  
> 
> Jein.
> Natuerlich laesst sich das realisieren. Bei Dir, bei mir, bei den meisten 
> hier. 
> Es beruht aber darauf, dass der User in regelmaessigen Abstanden Mail 
> pollt und dass der Computer in der Lage ist, ueber eine gewisse 
> Zeitspanne hinweg den Empfang der Quittungsmail zu einer 
> bestimmten Buchung zu verarbeiten. Das ist bei unseren 24x7 laufenden 
> Unix-Rechnern gar kein Problem. Alles geht wunderbar automatisch und 
> zuverlaessig im Hintergrund, ob ich hier sitze oder nicht.
> "Normale Menschen" schalten aber ihre Rechner auch mal aus. (Ich weiss, 
> das ist schwer verstaendlich... :-)# Und nichts geht automatisch. 

Ich sehe noch immer nicht das Problem.  Wenn eine Transaktion nicht
quittiert wurde, kann sie auch noch nach einem Monat wiederholt werden,
und wenn sich dann herausstellt, dass sie eigentlich schon getaetigt
worden ist (Kennzifferpruefung), passiert eben nichts. 

Sogar meinen Linux-Rechner schalte ich mal aus, obwohl noch einiges in
der UUCP-Warteschlange steht.  Hinterher geht es weiter als waere der
Rechner nie ausgeschaltet gewesen.

> Die fahren in den Urlaub oder nur ueber's Wochenende weg, sie landen 
> unerwartet im Krankenhaus. Oder der Computer crasht und alles wird neu 
> installiert. Das soll bei Windows ziemlich haeufig der Fall sein, ich 
> kenne Leute, die ihre Windosen einmal in der Woche komplett neu 
> installieren. 
> Glaubst Du wirklich, dass solche Leute in der Lage sind, auf Dauer und 
> zuverlaessig den Weg ihrer Buchungen zu verfolgen, auch mit 
> Unterstuetzung von spezieller Software? 

Ja, sofern sie bei der Neuinstallation nicht die Warteschlange (evtl nur
eine Datei) loeschen. Aber wenn sie das taeten, koennte ihnen auch ein
interaktives Softwaresystem nicht helfen. 

> Ich glaube es nicht, diese Leute brauchen ein unmittelbares Feedback.

Gut, der absolute DAU ist damit besser bedient.

> Mail fuer Dich? CORBA fuer mich? DCOM fuer jemand anderen? Wer soll das 
> bezahlen? Wer soll den Support dafuer machen? 

Momentan geht es auch mit T-Online und Internet parallel.
Eine klare Schnittstelle publizieren und den Support an
Drittanbieter abzuwaelzen, waere doch auch eine Loesung.
Dank Wettbewerb wuerde das m.E. ziemlich billig.
Aber ich waere ja mit Nur-CORBA schon recht zufrieden.

DCOM ist natuerlich voellig sinnlos, wenn man CORBA schon hat. 
Mail bietet jedoch Vorteile, die CORBA nicht bietet, und umgekehrt.
 
> Banken wollen/muessen Gewinn machen. Eine private Bank hat keinen 
> quasi-oeffentlich-rechtlichen Status und keinerlei Verpflichtung, uns 
> irgendwelche Spielzeuge zu bauen, so praktisch fuer uns das auch waere. 

Banken muessen sehr viele Auflagen erfuellen.  Die Kreditwirtschaft ist
aus gutem Grunde durch Gesetze geregelt und staatlich ueberwacht.  Ein
paar Auflagen bezueglich Schnittstellenoffenheit waeren durchaus zu
rechtfertigen. 

> Also muss man darueber nachdenken, wie man von dieser idiotischen 
> proprietaeren Virtuellen Warteschlange weg kommt und wie es die Kosten 
> der Bank senkt. Kostensenkung entsteht sicher nicht dadurch, dass man 
> zusaetzliche Systeme wie Deine Mails einfuehrt, sondern dass man Systeme 
> vorschlaegt, welche die unterschiedlichen Beduerfnisse von DAUs und 
> fortgeschrittenen Usern gleichermassen befriedigen und die sich fuer die 
> Bank auch rechnen. Darin sehe ich den Vorteil des CORBA-Systems: Fuer die 
> DAUs aendert sich nichts. Und die "Fortgeschrittenen" koennen machen, was 
> sie wollen.

Die virtuelle Warteschlange wird durch Corba, soweit ich sehe, abgebaut,
aber nicht prinzipiell beseitigt.  Viele Schmerzen wie
Plattformabhaengigkeit und Interaktivitaetszwang entfallen, aber ich muss
immer noch eine Verbindung zu einem bestimmten Server aufbauen, der
vielleicht gerade ueberlastet sein koennte.

Dass Zweigleisigkeit zu teuer sein soll, scheint auch ein weit
verbreiteter, populaerer Irrtum der Marketiere zu sein.  Lernt man das im
MBA-Studium oder woher kommt das? 

Kuerzlich arbeitete ich bei einem Autokonzern, der gerade Millionen dafuer
ausgibt, eine Vielfalt von bewaehrten CAD-Systemen abzuschaffen, weil die
ganze Branche sich auf einen einzigen Hersteller (Pro/E von Parametric
Technologies) geeinigt hat.  Gleichzeitig ueberlegten diese IT-Leute hin
und her, wann der richtige Zeitpunkt sei, um in grossem Stil von Unix auf
das "noch" zu schlechte NT umzusteigen.  Ich fand in beiden Faellen die
Voraussetzung idiotisch: es bedeutet die voellige Abhaengigkeit von einem
Hersteller, der sich durch keinerlei Standard irgendwelcher Konkurrenz
aussetzen muss.  Parametrics macht dementsprechend auch jaehrlich
Milliardengewinne. 

Ich wuerde sehr gerne auf eine Webseite verweisen, in der die
Corba-Loesung beschrieben wird. 

--
phm