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Re: Welt(un)ordnung
- To: debate@fitug.de
- Subject: Re: Welt(un)ordnung
- From: Rudolf Schreiner <ras@muc.de>
- Date: Fri, 9 Apr 1999 17:55:53 +0200 (MET DST)
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- In-Reply-To: <19990409102237.D7819@gmd.de>
- Sender: owner-debate@fitug.de
On Fri, 9 Apr 1999, Holger Veit wrote:
> > Die NATO tut das auch. Man sieht, wie die Raketen immer schoen genau das
> > Ziel treffen, wenn sie mal nicht in Bulgarien landen.
>
> Beweise, dass Raketen in Bulgarien landen?
Darauf werde ich in einer anderen Mail eingehen.
> Oder jetzt Deine persoenliche
> Propaganda?
Ich habe keinen Grund, fuer eine der beiden Seiten Propaganda zu machen.
Mir ist Grosserbien so unsympathisch wie Grossalbanien. Auf
"Nationalismus" reagier' ich sowieso ziemlich allergisch.
> Das heisst aber nicht, dass die anderen Beispiele, die du nennst, damit
> automatisch "Hoehepunkte" werden, die eigentlich so "in Ordnung" sind.
> Du lenkst vom Problem ab. Wenn es im Kosovo oder in Restjugoslawien
> solche KZs gibt, ob mit Gaskammer oder ohne, dann muss es auch der
> Regierung erlaubt sein, darueber zu sprechen. Du implizierst, dass jedes
> Reden ueber Zustaende auf dem Balkan sofort Propaganda ist.
Nein. Du uebersiehst dabei die spezielle Bedeutung von
"Konzentrationslager" und "Auschwitz" in unserem Land. Das sind hier die
absoluten argumentativen Totschlaeger. Man kann Auschwitz nicht zulassen,
man kann auch ueber Auschwitz nicht streiten. Eine vernuenftige
Diskussion ueber Politik ist hier nicht mehr moeglich.
Genau das braeuchten wir aber hier: Vernunft. Man muss die Situation
analysieren, vernuenftig alle Handlungsmoeglichkeiten abwaegen, und dann
muss man auch handeln.
Natuerlich muss man ueber die unsaeglichen Zustaende auf dem Balkan
reden, denk nur an Omarska oder Srebreniza. Was da passiert, ist wirklich
schlimm genug, da muss man gar nichts uebertreiben. Da kann man auch
nicht wegschauen und sagen, es ginge uns nichts an. Man muss handeln.
Aber man darf sich nicht von moralischer Entruestung hinreissen lassen,
sondern man muss nuechtern ueber alle Konsequenzen nachdenken.
Ich bin gegen die Bombenangriffe der NATO. Nicht etwa, weil ich den Slobo
so gerne mag oder weil mich brennende Haeuser und Massengraeber nicht
stoeren. Ich halte die westliche Strategie einfach fuer falsch. Man kann
einen Brand in einer Sprengstoffabrik nicht mit Benzin loeschen.
Speziell auch die deutsche Politik gefaellt mir gar nicht. Es muss doch
auch einem Politiker klar sein, dass deutsche Soldaten in verschiedenen
europaeischen Laendern aus naeheliegenden Gruenden auf Vorbehalte
stossen und sich auch propagandistisch ausschlachten lassen.
Wir sollten beim Schiessen die letzten sein, und bei humanitaerer Hilfe
die ersten.
> > Ich befuerchte, es kommen interessante Zeiten.
>
> Blah. Jede Zeit ist interessant. Ein Glueck, dass man hier noch bequem weit
> weg sitzt und Betroffenheit ausleben kann, ja?
Ich war wahrscheinlich oefter als Du "mittendrin." Ich habe
wahrscheinlich mehr Fluechtlinge und Kriege mit eigenen Augen gesehen als
Du. Details auf Anfrage.
Deswegen reagiere ich auch auf unueberlegte militaerische Abenteuer so
allergisch.
Rudi