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Re: [FYI] Bezahlbare Standleitungen?



Hi,

On Wed, Oct 06, 1999 at 12:40:32PM +0200, Rigo Wenning wrote:
> Gibt es irgendwo eine Uebersicht ueber das Angebot und welche 
> Restriktionen sind zu beachten. Ich finde, FITUG sollte dazu 
> eine Flatrate FAQ schreiben. 
> Wie waere es Jens?

Es ist, wie immer, die Verpackung, die die Meldung interessant macht.
Ich bin versucht, aehnlich wie Lutz bei Fragen nach billigen Standleitung,
extrem kurz zu antworten.

Ich versuche mich einfach mal in der Erklaerung "Wie mache ich eine
Flatrate auf Basis einer Standleitung":

Ad 1) Ich beschraenke mich auf OZ1 (Das ist der Bereich, innerhalb einer
      Vermittlungsstelle, hier sind Standleitungen recht preisguenstig.)
      (Im Sinn: DM 900,- Installation, DM 60,- per Monat).

Ad 2) Es bleibt dem Kunden ueberlassen, ein standleitungsfaehiges Modem
      zu finden. (Im Sinn: ca. DM 350,-, falls er bei seinem Haendler
      um die Ecke er ueberhaupt sowas bekommt, wenn nicht, kauft er
      halt beim Provider).

Ad 3) Ich lasse die Hostmodems mit 28.8k ohne Kompression laufen (Vorsicht!
      Unterstellung!). Damit bewegt sich der potentielle "Schaden" im
      ueberschaubaren Bereich. (Marktpreis fuer ein GB in Frankfurt ist
      im Moment wohl irgendwo zwischen DM 50,- und DM100,-)

Ad 4) Vertragslaufzeitspielereien. Wer zahlt die Installationskosten,
      wenn der Kunde vor Ablauf einer bestimmten Frist kuendigt?
      (Hier bietet sich natuerlich auch Leitungsrecycling an, Ich als Provider
      waere bloed eine solche Leitung tatsaechlich zu kuendigen. Ich lasse
      nur ein Ende schwenken, damit spare ich beim naechsten Kunden
      DM 450,-)

Ad 5) Als Terminalserver nehme ich die alten Teile, die hinten im Keller
      in der Ecke stehen, aus der Zeit, als ich noch richtige Modems
      betrieben habe (und oh Wunder, die alten Modems in der Kiste daneben
      sind meist Standleitungsfaehig)

Auf mein Produkt schreibe ich also DM 200,- pro Monat (laufende Kosten fuer
die Leitung + ein bischen traffic), kassiere ein bsichen Installationsgebuehr
und zum Abschied nehme ich noch ne Abstandszahlung. Voila.



Ergo: Mit Abschreibungen und aehnlichen Scherzen landet man immer um 400,- DM
auch bei dem 200,- DM Angebot.

Nur rechnen Privatpersonen seltsamerweise selten so.

Dann kommt dazu, dass diese "Selbstbeschraenkung" auf V42bis einfach
nicht mehr modern ist. Wenn der Sohnemann das erste mal enttaeuscht
davon berichtet, dass er beim Quaken dauern gefreckt wird, weil
die Leitung soviel Lag hat (ca. 250 ms Latenz), legen die Leute
sich dann doch wieder mindestens einen ISDN-Waehlanschluss "zum Spielen"
zu.

Die drei-vier beknackten, die hinter einer solchen Leitung Webserver betreiben,
kann man wegen baldiger Pleite eigentlich auch vernachlaessigen.

Wenn man die Bedingungen als ISP geeignet formuliert, verdient man auf
einmal Geld damit, dass man Kunden nicht behaelt. (Naja, ganz soooo
krass ists nicht).

Oder man laesst sich Dienstleistung drumrum bezahlen (noch ein paar
IP-adressen, Sie moechten keinen eigenen Mailserver fahren? Kein
Problem, hier gibts POP-Accounts). Im kommerziellen Umfeld sinnvoll
und gewuenscht, ist diese Zergliederung der Leistungen im privaten
Umfeld verwirrend.

Wenn ich aus dem ganzen Brimborium ein Paket binde,
dass alles enthaelt (Modemmiete, Installation, ca. 1 Jahr Vertragsbindung,
Installationssupport evtl. mit rausfahren, Domain, bischen Mail)
nehme ich dem Kunden aber auch schon wieder ungefaehr 500-600 DM ab.

Sinn macht eine solche Leitung z.B. fuer mich. Ich will Abends nicht mehr
dolle im Web surfen. Meine Downloads haben als Endpunkt sowieso Firmenserver.
Fuer ssh und Email reicht die Strippe. Domains brauch ich nicht, die
verkaufe ich.

Gruss,
   Jens