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Re: [FYI] Protestaktion "Schulen gehen vom Netz"



On Thu, Oct 21, 1999 at 09:31:17PM +0200,
	Dr.Horst-Walter Schwager wrote:
> At 18:41 21.10.99 +0200, you wrote:
> >Aber wenn in einer Schule 50 oder 100 Geraete auftauchen, habe
> >ich volles Verstaendnis fuer die Lehrer, wenn sie nicht den
> >Affen machen und auf die Kisten in ihrer Freizeit die Software
> >draufpacken - denn das ist eher ein Wochen- als ein Tagesjob.
> 
> jedem seine Kompetenz - ich würde diesen Job den Schülern geben, sagen
> wir 20 Schülern. Die sind technisch ganz erheblich besser drauf, als
> Lehrer (die diese für sie neue Beschränkung allerdings erst mal
> akzeptieren lernen müssen!).

Waus nachwachsende Rohstoffe, ja. Ich habe allerdings, so sehr ich den
Gedanken auch schaetze und unterstuetzen wuerde, doch meine Bedenken
angesichts eines G^HLehrontokraten-Apparates von Paedagogen mit einem
Altersschnitt von 50 Herbsten. Es herrscht da Angst vor, ganz klare Angst,
die Kontrolle zu verlieren. Schlagzeilen, dass an der XY-Schule die Lehrer
tatenlos zusehen oder es sogar noch befuerworten, dass sich da Minderjaehrige
problemlos mit Girls-In-Files-Bildern und Schlimmerem versorgen, wirken sich
unangenehm auf die Personalakte aus, und man traegt ja schon das Massband
bis zum Pensionstag herum. Genau die Akzeptanz, dass in der Schule jetzt
auf bestimmten Gebieten die Lehrer -wieder- auf der Schulbank sitzen,
ist verdammt schwer zu schlucken. Nicht jeder Lehrer ist da so cool und
steht so ueber den Dingen, sich im Afrikanergewand mit Kabelpeitsche vor die 
Meute zu stellen und sie einfach gewaehren zu lassen (Wau).

> Der (gute) Lehrer hat dafür - und behält auch - seine Kompetenz
> Pädagogik. D.h. Internet ins Klassenzimmer legen (und das Netz

Wer jetzt Entscheidungstraeger an der Schule ist (d.h. >=50 Jahre), ist
in einer Zeit aufgewachsen, wo modernste Technik bestenfalls der V2000-
Videorecorder war, den man nur zu ganz besonderen Gelegenheiten einsetzen 
konnte, weil das Ding so elendiglich empfindlich war, dass da der technik-
kompetente Physiklehrer herkommen musste, damit die Englishlehrerin
das Video ueber London in der Stunde zeigen konnte (selbst erlebt).
Die 68er sind alt geworden, aber ganz bestimmt nicht mehr diejenigen,
vor denen zu ihrer Zeit die Eltern immer gewarnt haben.

> verwalten) das sollen Schüler machen, aber die Inhalte sinnvoll in den
> Unterricht einbauen, das ist und bleibt das Feld der Lehrer.

Das impliziert, dass es tatsaechlich Inhalte gibt, welche sich mit dem
Computer in der Schule vermitteln lassen. Ich tendiere mehr und mehr zu
einer Haltung wie Stoll in Silicon Snake Oil (habe ich wieder zur Hand
genommen, nachdem ich vor ein paar Tagen das Interview mit ihm im
Spiegel gelesen habe).

> Zu idealistisch gedacht? Fragt           Horst-Walter

Vielleicht. Wir brauchen keine PC-Schrauber oder Programmierer, auch keine
Excel-Bediener und Mausklicker; die Schule muss Medienkompetenz und
Umgang mit Information vermitteln. Dazu braucht man nicht primaer Erfahrung
mit der Wartung eines Rechnernetzes in der Schule - sie stoert nicht,
das ist richtig. Aber sie hilft auch nicht, solange sie lediglich als
Lueckenbuesser fuer fehlende Human-Infrastruktur missbraucht wird.
Selbst wenn derzeit im IT-Bereich Hunderttausende von Stellen mit einem
diesbezueglichen Stellenprofil vakant sind.

Holger

-- 
If Microsoft is ever going to produce something that does not suck,
it is very likely a vacuum cleaner.