[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
[FYI] Im Rueckblick: Internetstandort DE - "Null Ahnung"
- To: debate@fitug.de
- Subject: [FYI] Im Rueckblick: Internetstandort DE - "Null Ahnung"
- From: "Axel H Horns" <horns@t-online.de>
- Date: Sun, 21 Nov 1999 19:32:48 +0200
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- Comments: Sender has elected to use 8-bit data in this message. If problems arise, refer to postmaster at sender's site.
- Organization: PA Axel H Horns
- Reply-to: horns@t-online.de
- Sender: owner-debate@fitug.de
http://www.zdf.msnbc.de/news/44232.asp
----------------------------- CUT --------------------------------
Aktuelles Interview mit Felix Somm
Der Ex-Compuserve-Chef berichtet
über sein Leben nach dem Urteil
Von Nico Ernst
(Tecchannel)
[...]
FRAGE: Der Richter selbst hat heute nochmals betont, dass Sie 1995
und 1996 alles getan haben, um den Strafverfolgungsbehörden zu
helfen. Haben Sie das jemals bereut?
SOMM: Eigentlich nicht. Für mich war immer das Ziel: Wir wollten
etwas dagegen tun. CyberPatrol war sicher die beste damals mögliche
Lösung, wenn wir andere gehabt hätten, hätten wir auch das noch
gemacht. Jeden, den man irgendwo erwischen konnte, wollten wir
erwischen. Wie haben bei der ersten Durchsuchung schon gesehen: Die
Polizei hat sehr, sehr wenig Ahnung, wie das Internet funktioniert.
Sie hatte Null Ahnung, wie man irgendeine Spur zurückverfolgen kann.
Und damals haben wir gesagt: Wir haben die Experten da, also nutzt
die, denn wir haben ein Interesse, dass die gefasst werden. Ich würde
das Gleiche heute noch tun. Wenn wir irgendjemandem helfen können,
einen Verbrecher zu finden, und wir haben auch in der heutigen Firma
die Experten, dann bin ich der Erste der sagen würde: Die Zeit ist
gut investiert.
FRAGE: Wann haben Sie zum ersten Mal davon erfahren, dass man über
CompuServe strafbare Inhalte aus Newsgroups abrufen kann? Erst dann,
als die Staatsanwaltschaft Sie angeschrieben hat?
SOMM: Die haben uns nicht angeschrieben. Die standen mit drei Bussen
voller Polizisten vor der Tür, und hatten wohl gedacht, dass es da
viel abzutransportieren gäbe. (Anm. d. Red: CompuServe unterhielt
damals in Deutschland kein eigenes Rechenzentrum.) Dass im Internet
grundsätzlich Probleme da sind, das kann niemand verleugnen - das hat
jeder gewusst. Das Interessante war ja auch, dass mir der
Staatsanwalt das vordemonstrieren wollte an dem Tag, und es nicht
konnte. Von daher haben wir im Anschluss der Durchsuchung gesagt, da
muss irgendwas sein, und haben gesucht. Aber keiner der Beamten
konnte während der Durchsuchung etwas finden oder uns etwas
aufzeigen. Wir haben dann die Problematik erkannt: Die Polizei hatte
andere Newsreader und andere Grafiksoftware eingesetzt. Wenn ich
natürlich ganz konkret den Hinweis habe, bis auf den Punkt genau -
dann finde ich das Zeug. Das war sicher auch ein Problem im
Nachhinein: Wir haben die Pädophilie-Newsgroups gesperrt, auf Grund
eines konkreten Hinweises. In der Menge der News ist aber das Suchen
und Sperren nicht unbedingt etwas, das ich sehr einfach und schnell
tun kann.
[...]
FRAGE: Hat CompuServe Inc. jemals daran gedacht, die deutsche
Niederlassung zu schließen, weil man dort den Geschäftsführer vor den
Kadi zerrt?
SOMM: Nein, weil die deutsche Niederlassung jahrelang die
prosperierendste in Europa war. Wir hatten damals - das kann man auch
noch nachlesen - die Absicht, in ein relativ großes Gebäude in
Unterhaching zu ziehen. Wir hatten damals auch noch die Idee, ein
Rechenzentrum aufzubauen mit Internettechnik, um besser auf die
lokalen Bedürfnisse eingehen zu können. Das ist damit natürlich alles
auf Eis gelegt worden. Die Entwicklung ist dann ganz anders gegangen.
Wie sie sonst gelaufen wäre, kann heute keiner einschätzen. Damals
sind wir von einem Unternehmen unterstützt worden, das mit
Hundertprozent Volldampf in die Zukunft gefahren ist. Schließlich hat
man dann gesagt: Wollen wir in Deutschland investieren? Wir haben ja
noch England, wir haben ja noch Paris. Wo ist der richtige Standort?
Und das war natürlich nicht mehr das Argument, dass wir sagen können,
wir haben hier alle Unterstützung der Welt...
[...]
----------------------------- CUT --------------------------------