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Re: Religionen





PILCH Hartmut wrote:
> Pflichten sind nicht
> liberal genug, oder?

Yep. Die Balance zwischen Anarchie/Freiheit und Schutz/Unterdrückung.
(Sind das die richtigen Pole...? nur eine ungefähre Einordnung)
Rechte sind m.E. mit (nicht unbedingt festgeschriebenen) Pflichten
verbunden. Demokratische Rechte besonders.
Und Du hast recht, das lässt sich besonders auf neue Systeme wie das
Internet übertragen.
 
> m.a.W.:  in einem Zustand des unaufgeklaerten Chaos braucht man erst
> einmal einen starken Mann, der eine einheitliche politische Struktur
> schafft.  Dieser Mann kann sich nicht durchsetzen, wenn er von allzu
> vielen Skrupeln geplagt wird. Erst auf dieser Grundlage kann es
> "Demokratisierung", "Aufklaerung" u.a. geben.

starker mann - starke gruppe (wo wäre Gates ohne IBM), was auch immer.
in neuen systemen herrscht zumeist ein machtvakuum, welches
unkontrolliert gefüllt wird.
aufgabe der aufklärung ist es, das vakkuum zu ordnen und den wilden mann
zu zähmen.

> Das nehmen viele diktatorische Regime in der dritten Welt zu Recht fuer
> sich in Anspruch.  

Das ist wohl meist Heuchelei. Der von Gott geschickte "gerechte" König
existiert nur in der Artus-Sage des Hochmittelalters...
In Zeiten, wo es um Fressen oder Gefressen werden geht, stehen 
kulturelle Errungenschaften oft zurück, die mases sucht schutz beim
starken mann - das kann auch ganz schön schiefgehen, wie wir alle
wissen.
B.B.: "Erst das Fressen und dann die Moral." Leider wahr.

Aber was ist mit Churchill, Roosevelt, ja sogar Adenauer u.v.a.
Starke Macht-Männer, die rücksichtslos die Zügel in der hand hielten -
zivilisierter und unblutiger, gewiss, aber trotzdem ohne Samthandschuhe!
Gates geht es nur um das Geld, das auch Macht ist. Der Mann hat eine
Vision. Fragt sich welche.

> Europaeische Kolonisatoren bestanden ebenfalls mit
> gewissem Recht darauf.  Die Aburteilung eines Pinochet wird dadurch auch
> schwierig, zumindest wenn man das ganze ernsthaft betrachtet und es nicht
> lediglich als einen Anlass zur bekundung menschenrechtlerischer Gesinnung
> nimmt. Solche Gesinnung gehoert naemlich in unseren
> Zivilisationsabschnitt, den der satten Individualisten am teuren
> Computer-Bildschirm, aber nicht unbedingt in den von Chile 1973.
> 
> Habe ich dich da annaehernd richtig verstanden?

Im Kern ja. Und ich glaube das dieser unglaublich verzweigte und
komplizierte Diskurs über Ethik und Moral, Gewalt-Recht-Macht (siehe der
Briefwechsel Freud/Einstein!)
sich ohne weiteres nach Zeitaltern von Arbeitskraft und Energie auf ein
Zeitalter der Information übertragen lässt - aber keine s/w-einordnungen
a la "ist Scientology jetzt gut oder böse" zulässt. 
Die Motive interessieren mich erst mal mehr als der Anlass und die
Systematiken unserer neuen Medien-Gesellschaft mehr als ihre
Sonderfälle.

> (2) eigentlich nur obige Mem-Frage interessiert.

yep.

> Jede Bedrohung (sei es durch Co$, ehemalige Sowjetunion, Terroristen,
> unkontrollierte Einwanderung) spaltet zunaechst einmal unsere Gesellschaft
> in Kollektivisten und Liberale.  Kollektivisten machen mit der Bedrohung
> Politik, Liberale reden sie klein.  Wie gross die Bedrohung wirklich ist,
> ist dann schwer zu erkennen.

yep. 
Und im Netz ist die Bedrohung/Belohnung allemal konfuser, Seiten und
Personen sind schlechter zuzuordnen. Resultat: Ablehnung oder
Unverständnis, Überreaktion oder zu wenig Aktion.

tm