FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

Kirchs d-box bekommt Konkurrenz

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Kirchs d-box bekommt Konkurrenz

Christiane Schulzki-Haddouti 02.02.99

"Free Universal Network" will für offenen Zugang, Meinungsfreiheit und Wettbewerb im Digital-TV stehen

Schien Medienmogul Leo Kirch bislang mit seiner umstrittenen d-box die Nase vorn zu haben, könnte sich dies schon bald ändern: Im Wettlauf um die Marktanteile im Fernsehen der Zukunft gibt es in Deutschland seit Mitte Januar zwei Allianzen: Neben der Kirch-Gruppe will nun die Plattform "Free Universal Network" den Digital-TV-Markt besetzen.

Die Mitgliedsrunde ist prominent besetzt: Nicht nur die Landesrundfunkanstalten der ARD, das Institut für Rundfunktechnik, die Medien-Unternehmen Thyssen Multimedia/Mediagate, Kögl & Partner Multimedia Solutions, sondern auch namhafte Endgerätehersteller wie Galaxis, Sagem, Echostar und TechniSat wollen nun auf eigene Faust eine "unabhängige und universelle Plattform für das digitale Fernsehen in Deutschland" durchsetzen. Laut Satzungsentwurf wollen sie den offenen Zugang, Meinungsfreiheit und Wettbewerb beim digitalen Fernsehen sichern.

Zwar wurden gemäß dem Grundsatz des freien Wettbewerbs auch die Betreiber der digitalen Pay-TV-Sender DF1 (Kirch) und Premiere (Kirch/Bertelsmann) zur offiziellen Gründungsversammlung Mitte Februar geladen, doch ihr Kommen ist unwahrscheinlich. Erst wenige Tage zuvor hatte Betaresearch, die Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft der Kirch-Gruppe, die Programmierschnittstelle ihres proprietären Digitalempfängers d-box offengelegt. Damit gibt es endlich einen freien Zugang zur d-box-Plattform, neue Anbieter können ihre Anwendungen mit Hilfe eines Entwicklungspakets von Betaresearch selbst progammieren. Das d-box-Kartell aus DF-1, Premiere und die Telekom behält jedoch die Kontrolle der Weiterentwicklung der Plattform in den eigenen Händen.

Open-TV als Betriebssystem

Die neue Allianz hingegen setzt auf den internationalen Standard Open-TV als Betriebssystem für ihre Boxen. Künftig sollen auch offene Programmiersprachen wie JAVA integriert werden. Decoder, die diese Standards erfüllen, werden automatisch aktualisiert und damit ständig der technischen Entwicklung angepaßt. Die vom Hersteller Galaxis im November vorgestellte Open-TV-Box beispielsweise ermöglicht über eine optionale "PCMCIA Common Interface"-Steckkarte nicht nur den Empfang von unverschlüsselt und verschlüsselt ausgestrahlten Programmen des Bezahlfernsehens, sondern auch den Zugang zu Daten- und Internet-Diensten sowie zu Homebanking und Business TV. Technisch wäre es sogar denkbar, daß Premiere oder DF 2 nur mehr eine Einsteckkarte zur Entschlüsselung ihres Pay-TV-Programms anbieten. Die d-box wäre dann nicht mehr nötig.

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