FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

Der Staat schützt nicht vorm Cyberspace

[Eigentlich hatte ich auch hinfahren wollen, aber wg. Hektik ist nichts draus geworden. Das Ergebnis scheint ja ganz interessant geraten zu sein. -AHH]

http://www.frankfurter-rundschau.de/fr/101/t101006.htm


Der Staat schützt nicht vorm Cyberspace

Auf einer Tagung warnten Experten vor unverhohlenen Lausch- und Spähangriffen

Von Karin Dalka (Tutzing)

Nichts ist mehr vertraulich: Telefone werden abgehört, Faxe abgefangen, E-Mails gelesen, Konsumentenprofile erstellt. Privatheit ist in der Informationsgesellschaft nach Ansicht von Datenschützern und Informatikern zum Fremdwort geworden. Auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing riefen sie eindringlich zum "Selbstschutz vor Angriffen aus dem Cyberspace" auf.

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Doch diese Perspektive tut sich erst auf, wenn auch der letzte Rest an Illusion zerstört ist. Das ist die Botschaft, die dem Appell zum Selbstschutz zugrundeliegt. Wer dazu neigt, das Ausmaß der Bedrohung zu unterschätzen, dem sagt der Dresdner Kryptographie-Experte Andreas Pfitzmann: "Bei jeder Nachrichtenübertragung, die man nicht codiert hat, kann man davon ausgehen: Sie wird abgehört, gelesen und archiviert." Es sei nicht die Frage, wieviel Prozent der Nachrichten, sondern wie oft diese abgehört würden.

Keine Einzelstimme. "Jedes Telefonat, jedes Fax wird registriert und ausgewertet", meint auch Marcel Weinand vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationsgesellschaft. "Wir sind tatsächlich bedroht und wollen es nicht wahrhaben. Wir verdrängen lieber." Polizei, heimische Geheimdienste und solche anderer Länder, die zum Nutzen ihrer jeweiligen Wirtschaft Industriespionage betreiben, organisierte kriminelle Banden - die Liste derer ist lang, deren grenzenloser Datenneugier die globale Telekommunikation offenbar Vorschub leistet.

Solche Thesen wecken Widerspruch. Auch kritische Geister wollen ihren Glauben an ein Minimum an Privatheit nicht gänzlich begraben müssen. Ihr Einwand: Es sei doch wohl niemand in der Lage, solche gigantischen Datenmengen auszuwerten. "Es gibt keine technischen Engpässe mehr", antwortet Pfitzmann. Mit steigender Rechnerleistung sinke der Aufwand, Daten zu verwerten. "Was noch vor 25 Jahren unwirtschaftlich war, ist heute wirtschaftlich." Und daß der große Bruder USA mit einem Horchposten in Bad Aibling "flächendeckend abhört", ist Experten nach den Worten des schleswig-holsteinischen Datenschutzbeauftragten Helmut Bäumler spätestens seit dem "Stoa-Bericht" des Europäischen Parlaments geläufig. Darin hatten sich die Autoren mit den berufsmäßigen Lauschern befaßt.

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