FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

BSI: "Wir können die Nutzer nicht an den Ohren ziehen und auf die Schulbank zurück zwingen"

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/8115/1.html


Das Internet ist gegenüber solchen Angriffen relativ stabil

Stefan Krempl 06.05.2000

Interview mit Frank W. Felzmann, Virenexperte beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik

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Kann die vom Innenministerium ins Leben gerufene Task-Force etwas tun, um ähnliche Zwischenfälle in Zukunft zu vermeiden?

Frank Felzmann: Wir können die Nutzer nicht an den Ohren ziehen und auf die Schulbank zurück zwingen und ihnen sagen: Wenn ihr euch im Internet bewegt, müsst ihr dieses und jenes machen. Da gäbe es ja einen Aufschrei mit dem Tenor: Der Staat will uns alles vorschreiben. Das einzige, was das BSI, die Task Force und damit auch die Bundesregierung machen kann, ist eben, auf die Schwachstellen hinzuweisen, den Anwendern klarzumachen, welche Risiken er eingeht und Empfehlungen auszusprechen. Doch wenn der Einzelne sich nicht daran hält, haben wir keinerlei Möglichkeiten. Wir können schließlich niemanden so wie im Autoverkehr dazu zwingen, einen Sicherheitsgurt anzulegen. Und bekanntlich machen es viele trotzdem nicht. Wenn man dann bei Tempo 150 durch die Scheibe segelt, kann man nicht den Staat dafür verantwortlich machen. Und wenn Sie sich auf der Datenautobahn bewegen, sieht es eben auch so aus. Der Unterschied ist, auf den normalen Autobahnen dürfen sie sich eigentlich nur bewegen, wenn Sie einen Führerschein haben und wenn Ihr Auto zugelassen ist. Im Internet darf sich jeder tummeln, teilweise mit sehr zweifelhafter Software. Da fliegt der ein oder andere eben mal mit Tempo 300 aus der Kurve.

Könnte die Einführung eines verbindlichen "Internet-Führerscheins" die Fertigkeiten fürs Netz vermitteln helfen?

Frank Felzmann: Ich glaube nicht, dass das noch machbar ist. Das ist ein theoretischer Ansatz. Die normative Kraft des Faktischen hat aber längst dafür gesorgt, dass damit kein Lorbeer mehr zu gewinnen ist. Die Firmen und die Anwender, die diese aktuellen Schäden erlitten haben, müssen sich ganz klar fragen: Wieso ist es passiert? Was haben wir falsch gemacht? Und verstärkt die Mitarbeiter schulen bzw. entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen bzw. zu beherzigen.


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