FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

Trends.

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Kein schlechter Anfang

Florian Schneider 07.02.2000

"Peoples Global Action": Weltweite Kommunikation und Vernetzung sind kein Privileg der Eliten mehr.

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Weltweite Kommunikation und Vernetzung sind bekanntermaßen nicht länger Privileg der herrschenden Eliten. Unter dem Titel "Peoples Global Action" (PGA) haben sich seit zwei Jahren Gegner der spätkapitalistischen Allmachtsphantasien zusammengeschlossen: das Spektrum reicht von Kritikern der neoliberalen Ideologie in den Metropolen über lateinamerikanische Basisorganisationen bis hin zu indischen Bauerngewerkschaften mit immensen Mitgliederzahlen. Unerwarteten Auftrieb erhielt dieses Bündnis nach der Veröffentlichung und Verhinderung des Multilateralen Intevstitionsabkommens (MAI) und der damit einhergehenden Kritik an der klandestinen Beschlussfassung post-nationalstaatlicher Gremien. Eine Reihe von weltweiten Aktionstagen - sogenannten "Global Action Days" wie der am 18. Juni, der in der Verwüstung des Londoner Geschäftszentrums gipfelte - sind Resultat nicht nur wachsenden Misstrauens gegenüber den Kompetenzen der "Global Leaders". Was sich darin manifestiert, ist vor allem ein mit dem zapatistischen Aufstand in Mexiko neu entwickeltes Selbstvertrauen in die Autonomie der lokalen Kämpfe - gekoppelt mit gleichzeitiger, globaler Vernetzung dieser sozialen Auseinandersetzungen, die weit über den klassischen Internationalismus der alten Arbeiterbewegung hinausgeht.

Die politischen Auseinandersetzungen auf den Straßen Seattles haben das unabsehbare Potential solcher weltweiter Koalitionen überhaupt erst nur angedeutet. Andererseits wurde aber auch deutlich, dass sicherlich ein gewisser Anteil der erfolgreichen Mobilisierung auf nationalistischen Ressentiments beruht, die dadurch, dass sie sich anti-neoliberal gerieren, nicht weniger reaktionär sind. Schließlich ist es ja gerade der Weiterbestand strategisch wichtiger nationalstaatlicher Grenzen und die Verschärfung der dortigen Grenzregime, welche im krassen Widerspruch zu den Mythen der "Globalisierung" das weltweite Lohngefüge und die internationalen Ausbeutungsverhältnisse festschreiben und fortsetzen.

Daran kann der Einsatz moderner Kommunikationstechnologien zwar an sich nichts ändern. Gleichwohl haben Mailinglists, Videos oder Bildberichte auf Webseiten und Live Streams, wie jetzt wieder aus Davos, einen entscheidenden Anteil an der Internationalisierung des Widerstands.

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