FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

L.T. zu SWPAT

http://www.computerwoche.de/online-specials/artikel/main.cfm?id=22966


[...]

CW: Was halten Sie von der Debatte um Copyrights und Patente?

TORVALDS: Ich halte Copyrights auf Software für eine gute Sache. Urheberrechte hat man, ohne sie beantragen zu müssen. Patente verlangen einen anderen Prozess, der sehr zeitaufwendig, kompliziert und – angesichts der Anwaltskosten – sehr teuer ist. Patente eignen sich nur für Unternehmen. Ein Individuum tut sich sehr schwer, ein Patent zu bekommen. Darin besteht das Problem – und nicht in der Sicherung geistigen Eigentums. Die Frage ist, ob die Gesetze geistiges Eigentum schützen oder nicht.

CW: Wie passen denn Copyrights und das Open-Source-Konzept zusammen?

TORVALDS: Open Source hat kein Problem mit Urheberschutz. Einige Leute in der Community mögen die Verwendung von Copyrights überhaupt nicht, zum Beispiel Richard Stallman. In diesem Punkt stimme ich mit ihm ganz und gar nicht überein. Copyrights sind eine Verfügungsgewalt über eigene geistige Arbeit. Wie man diese Verfügungsgewalt verwendet, bleibt jedem selbst überlassen.

CW: Und Patente sind die Grundlagen, um diese Gewalt auszuüben. Man kann den Gebrauch eigenen geistigen Eigentums verhindern.

TORVALDS: Genau, man kann Patente eigentlich nur in eine Richtung ausüben. Copyrights kann man in sehr unterschiedlicher Art ausüben, zum Beispiel wie in der GPL zur Offenlegung, zum Review, zur Weiterentwicklung. Und dafür muss man alle eigenen Entwicklungen selbst auch allen zur Verfügung stellen.

In der Öffentlichkeit ist der falsche Eindruck erweckt worden, die Gegner von Patenten seien gegen geistiges Eigentum. Das Hauptproblem ist, das unsere Patentsysteme heute in der Praxis nicht funktionieren. Patente funktionieren bei ingenieurmäßiger Entwicklung, aber nicht in der Wissenschaft. Softwarepatente sind genauso lächerlich wie Patente auf mathematische Formeln.


Zurück