FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

Privatrechtliche Ueberwachungsphantasien

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/glosse/5946/1.html


Stärkung der Verbindungen oder Überwachung?

Florian Rötzer 27.03.2000

Für welche Pressemitteilungen interessieren sich Journalisten?

[...]

In der Email schrieb P.R. Newswire weiter: "Ab Anfang April werden Werbeexperten wissen können, welche Journalisten ihre Pressemitteilungen im Presseraum der Website geöffnet haben. Es wird Berichte geben, die mitteilen, wer, von welchem Medium und wann eine bestimmte Pressemitteilung zur Kenntnis genommen wurde."

Das hat natürlich einigen der Journalisten weniger gefallen, die darin für sich keinen Vorteil sehen. Wie die New York Times schreibt, hatte damit P.R. Newswire selbst eine gute Werbekampagne nötig, um sich wieder aus dem Schlamassel zu ziehen. Die Sprecherin des Unternehmens sagte allerdings wenig Hilfreiches. Man sei halt mit dem Kauf von eWatch in das Geschäft gekommen, Kommunikation besser zu überwachen. Die angekündigten Berichte würden aber nicht die Namen der Journalisten oder der Nachrichtenagenturen enthalten, wenn diese nicht explizit erlaubt hätten, sie zu überwachen. Zunächst macht man halt, was möglich ist, um dann wieder ein bisschen zurückzufahren. Wieder einmal zeigt sich die "Wissensgesellschaft" mit ihren Medien und Techniken als Grundlage für Begehrlichkeiten, möglichst weitgehend alles zu überwachen und auszuspionieren, nur eine andere Umschreibung für die Stärkung der Verbindungen zwischen Unternehme und Kunden oder vielleicht auch zwischen Staaten und ihren Bürgern. Nicht geschickt war es möglicherweise, die Journalisten über die Pläne überhaupt in Kenntnis zu setzen. Vielleicht verfährt man da in Zukunft auch anders.

Allerdings bietet eWatch auch gleich Gegenmaßnahmen dafür an, wenn falsche Informationen über ein Unternehmen verbreitet werden oder andere sich Informationen über das Informationen sammelnde Unternehmen beschaffen wollen. Im Informationswettrüsten muss man sich auf der Höhe der Zeit bewegen und schnell reagieren können. Dafür gibt es eWatch CyberSleuth. Versprochen wird, dass man denjenigen identifiziert, der hinter unliebsamen Postings in Newsgroups, verbrecherischen Websites oder Hackversuchen steht, aber auch versucht, "die online veröffentlichte Information zu neutralisieren", indem man die Mitteilung entfernt oder die Website schließt, auch wenn es sich nicht um strafrechtlich verfolgbare Dinge handelt.


Zurück