FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

TAZ ueber RPS/FITUG

http://www.taz.de/tpl/2000/04/27.fr/ibox?Ueber=&re=is&name=a0167


Ein Filter für das Urheberrecht

Die Plattenindustrie will illegale Musik-Files aus dem Netz herausfiltern lassen. Doch die Technik ermöglicht auch Zensur anderer Dateien, wie Nachrichten oder Pornografie. Kritiker fürchten einen Dominoeffekt - und lehnen den Filter ab

von MALTE KREUTZFELDT

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Weil die Resonanz auf den Vorstoß der Phonoindustrie bisher eher zurückhaltend ist, sucht der Verband nun offenbar nach Verbündeten, die ebenfalls an einer "Grenzkontrolle" für Internetdaten interessiert sein könnten. Schließlich lässt sich der RPS-Filter nicht nur gegen MP3-Dateien einsetzen. "Auch andere haben sich sehr dafür interessiert", sagt Schaefer. Neben dem Handel mit illegalen Gütern könnten durch die Adressfilterung auch Pornografie, politische Hetze und Steuerhinterziehung verhindert werden.

Vor allem diese Möglichkeiten der Ausweitung provozieren Widerstand. Die neue Technologie könne "die Basisarchitektur des Internets verändern", kritisiert etwa der "Förderverein Informationstechnologie und Gesellschaft" (Fitug). Dies würde "die Räume auch für legale Betätigungsformen erheblich einschränken". Tatsächlich nutzen andere Länder bereits vergleichbare Filtersoftware, um ihren Bürgern unerwünschte ausländische Nachrichten zu zensieren.

"Natürlich kann man auch dieses System missbrauchen", räumt Martin Schaefer vom Phono-Verband ein. Doch dies sei nicht das Problem der Industrie, die lediglich das Urheberrecht durchsetzen wolle. Den freien Informationsfluss im Internet zu gewährleisten, ergänzt Schaefer, sei Aufgabe des Staates.

Die Fitug ist von dieser Argumentation nicht überzeugt. Die Organisation befürchtet, dass auf die Einführung von RPS weitere Schritte folgen könnten. Weil verschlüsselte Daten nicht überprüft werden können, sei langfristig mit einer Einschränkung der Kryptografie zu rechnen, sollte sich das System durchsetzen. Und durch die theoretische Möglichkeit, auch genau zu protokollieren, wer die gesperrten Seiten aufrufen wollte, befürchtet Fitug eine Kontrolle der gesamten Kommunikation übers Internet, die zu "monströser Zensur" und einer "Atmosphäre der Angst" führen werde.

kreutzfeldt@web.de

taz Nr. 6128 vom 27.4.2000 Seite 17 Internet 127 Zeilen TAZ-Bericht MALTE KREUTZFELDT © Contrapress media GmbH Vervielfältigung nur mit Genehmigung des taz-Verlags


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