FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

Geographische Internet-Filterung und -Zensurierung

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/4349/1.html


Zensur und Werbung

Konrad Lischka 28.11.2000

Nach dem französischen Urteil gegen Yahoo steigen geografische Filter im Kurs, wie sie beispielsweise von eBay bereits eingesetzt werden

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Möglich ist dies anhand der IP-Adresse. Durch diese lange Zahlenfolge ist jeder Computer im Netz lokalisierbar. In den frühen Tagen des Netzes wurden IP-Adressen recht unsystematisch von der IANA (Internet Assigned Numbers Authority) verteilt. So sind die mit 192 beginnenden Nummern über den ganzen Globus verstreut und dementsprechend jetzt nur schwer zu orten. Heute werden ganze Blöcke von IP-Adressen an drei Unterorganisationen RIPE NCC für Europa und Afrika, ARIN für Nord- und Südamerika und APNIC für Asien und den Pazifikraum verteilt. Die wiederum weisen die Adressen blockweise Internetprovidern zu. Welcher Provider welche Adressblöcke hat, ist aus öffentlich zugänglichen Quellen wie den Whois-Abfrageformularen auf den Seiten von APNIC, RIPE NCC und ARIN zu erfahren. So hat Quova auch seine Datenbank erstellt: Etwa 4,2 Milliarden IP-Adressen gibt es heute - wie viele das Unternehmen erfasst hat, ist nicht bekannt.

Infosplit hingegen demonstriert seine Technik heute schon. Auf den Internetseiten des Unternehmens wird der Standort des Surfers recht genau bestimmt. Außer bei AOL. Bei diesem Online-Dienst hat auch Quova eingestanden, den genauen Standort der Nutzer nicht bestimmen zu können. AOL sendet alle Anfragen nach Internetseiten erst an Server in den USA, bevor sie dort IP-Adressen erhalten und ins Netz gehen.

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Die Folgen solcher Filtermaßnahmen sind absehbar. "Wenn es technisch möglich ist, den Zugang für bestimmte Staaten einzuschränken, ist die globale Reichweite des Internets gefährdet", sagt Andrew Shen vom Electronic Privacy Information Center (EPIC). Bald dürften Internet- Nutzer die Nachteile kapitalistischer und autoritärer Staaten genießen: Zensur und Werbung. Denn Unternehmen wie DoubleClick haben bereits Interesse an noch zielgruppenspezifischer Werbemaßnahmen durch geografische Filter bekundet.

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