FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

101 Köpfe: Wolfgang Tauchert

http://www.ftd.de/101koepfe


Aus der FTD vom 30.10.2000 www.ftd.de/101koepfe

101 Köpfe: Wolfgang Tauchert

Von Nicola de Paoli, Saarbrücken

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Professoren sind angereist, Regierungsräte in dunklen Anzügen und Internet-Freaks mit Pferdeschwanz und Lederweste: Ein eingeschworenes Völkchen, eine Community des World Wide Web, die bei selbst gemachtem Kartoffelsalat über die Welt von morgen nachdenkt.

Tauchert redet gern über seine Arbeit. Und wenn er - heute in Saarbrücken, morgen in Berlin - über seine Arbeit spricht, spitzen Insider die Ohren. Schließlich ist der Mann mit dem dichten weißen Haar und dem urbayerischen Akzent eine zentrale Figur der New Economy in Deutschland. Seit 1995 leitet der 56-Jährige die Abteilung 1.53 beim Deutschen Patentamt in München. Egal ob IBM oder Startup: Wer kreativ ist in der IT-Branche, dessen Erfindungen landen auf den Schreibtischen von Taucherts 26 Mitarbeitern. Die Abteilung bearbeitet Erfindungen in der Datenverarbeitung: neuentwickelte Speicher, Smart-Cards und nicht zuletzt Software-Patente.

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Material für den BGH

"Dass sich die Situation so zuspitzt, hat mich überrascht", sagt Tauchert und spielt damit auf die Debatte um Sinn und Unsinn von Software-Patenten an. Die einen sehen in den Patenten Schutz von geistigem Eigentum, die anderen eine Bremse für den Fortschritt: Software wird in kleinen, aufeinander bauenden Schritten entwickelt. Da können Patent-Inhaber die Erfinder stoppen, wenn sie Lizenzen verweigern oder nur für viel Geld vergeben.

Tauchert hat eine klare Meinung zu dem Thema: "Gerade Startups brauchen den Schutz von Patenten", sagt er. Und weiter: "Die Gegner der Patente verfolgen eigene Interessen, nämlich den unbeschränkten Zugriff auf das geistige Eigentum anderer."

Neu ist: Was früher nur in Fachkreisen diskutiert wurde, beschäftigt heute die Öffentlichkeit. Gerichte, Unternehmen und die Politik interessieren sich auf einmal für die Münchner. Das Gros der Grundsatzurteile des Bundesgerichtshofes zu Software-Patenten nahm dort seinen Anfang: Programme werden unter strengen Voraussetzungen patentiert. Unternehmen, die ein Nein aus München nicht hinnahmen, zogen vor Gericht. "Wir haben mit unseren Entscheidungen das Material für zahlreiche Urteile geliefert."

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