FITUG e.V.

Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft

"Operation Jugendschutz"

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/11233/1.html


Operation Jugendschutz

Stefan Krempl 29.11.2001

Telepolis veröffentlicht die Geheimpläne aus Bund und Ländern, mit denen die Netz- und Medienkontrolle deutlich verschärft werden soll

Seit über einem Jahr verhandeln Bund und Länder weit gehend hinter verschlossenen Türen über eine Neugestaltung des Jugendschutzes in einer vernetzten Medienwelt. Schon im vergangenen Dezember machten in diesem Zusammenhang Gerüchte von einer geplanten Sendezeitbegrenzung fürs Internet die Runde ( Von der Einführung nationaler Grenzen zu Zeitzonen). Die Pläne wurden von Kritikern damals als "unreif" und "technisch unmöglich" verlacht. Doch die geplanten Regelungen gehen weit über eine 23-Uhr-Sperre für Heranwachsende im Netz hinaus.

[...]

Die Technik für die Sendezeitbegrenzung steht angeblich bereit

In ihrem Beschlusspapier sprechen sich die Politikmacher in den Landeskanzleien sowie im Bundeskanzleramt zwar dafür aus, "die jeweiligen Besonderheiten des Rundfunks und der Telemedien zu berücksichtigen". Doch das Festhalten an der Sendezeitbegrenzung fürs Internet, der Kritiker bisher immer mit dem Argument "Irgendwo ist's immer auf der Welt irgendwo gerade 23 Uhr" zu Leibe rückten, ist beileibe kein Scherz. "Es gibt Verfahren, die eine solche Regelung glaubhaft umsetzen können", verkündet Friedemann Schindler, Mitarbeiter bei jugendschutz.net.

Die in Mainz angesiedelte Zentralstelle der Obersten Landesjugendbehörden für Jugendschutz in Mediendiensten hat dabei vor allem an eine Applikation im Auge, mit der der Entwickler Carlos Hofmann bereits auf seinem Portal Usenet Replayer experimentierte. Dabei "sendet ein Java-Scriptprogramm die lokale Zeit des Client zum Server" erklärt Hofmann die Funktion gegenüber Telepolis. Zusätzliche Optionen zum Abruf von einschlägig bekannten Newsgroups bekam der Nutzer dann nur angezeigt, wenn seine Zeitangabe auf die Spanne zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens zeigte.

Da eine solche "Sperre" durch das Drehen an der Uhr am heimischen Rechner leicht zu umgehen wäre, hatte der Programmierer zusätzlich einen "Gegencheck" der Uhrzeit eingebaut. Dazu nutzte Hofmann eine Datenbank, die einzelne empfangene Datenpakete sowohl mit der eingestellten Lokalzeit des Surfers sowie den Uhreinstellungen von Servern abglich, die auf dem Weg der verschickten Bits lagen. Die Datenbank wurde dabei ständig durch verschiedene Bots und Suchprogramme aktualisiert, so der Tüftler. Die genaue Technik dahinter falle aber unter das "Betriebsgeheimnis".

[...]


Zurück