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Re: =?latin-1?Q?Telepolis_=FCber_Lutterbeck-Gutachten_und___FFII?=



On Sat, Dec 30, 2000 at 12:02:01AM +0100, Axel H Horns wrote:
> On 29 Dec 2000, at 13:24, PILCH Hartmut wrote: 

[...]
 
> > Das genannte Patent ist ein Patent auf ein Problem, dessen Lösung im 
> > Programmieren liegt.  Ich sehe nichts, was irgendwie über das 
> > Programmieren im Rahmen vorbekannter Ausgangsbedingungen hinausginge. 
> 
> Nein. Man muss ja erst mal auf die Idee kommen, dass die in diesem 
> Patent  beanspruchte Vorrichtung / das in diesem Patent beanspruchte 
> Verfahren geeignet  sind, eine vorteilhafte Verschluesselung zu 
> ermoeglichen. Dafuer gibt's das  Patent. Wer dem Meinung ist, dass 
> gerade dieser Patentanspruch trivial sei,  moege das durch konkreten 

Kryptographie ist ein untypisches Beispiel. Aber auch hier kann man
sich Fragen, ob die Leistung wirklich primär beim Erfinder liegt, oder
nicht vielmehr bei all' denen, die das Vertrauen in einen Algorithmus
geschaffen haben, indem sie ihn analyisiert und keinen Schwach-
punkt gefunden haben.


Das Problem mit Swpat scheint mir zu sein, daß in unserer
Informationsgesellschaft so auf gegenseitigem Fortschritt
aufgebaut wird, daß sich ein nichttriviales Swpat entweder von
vorneherein nicht auf die Leistung ausschließlich des Patentinhabers
beziehen kann, oder aber diese Leistung durch den Fortschrit bald
relativiert wird.

So ist RSA eine einfache Anwendung des Satzes von Euler-Fermat. Die
Nichttrivialität des Ganzen steckt primär in bekannter Mathematik
(Satz von Euler-Fermat, und der Schwierigkeit der Faktorisierung
von Produkten großer Primzahlen.) Daraus RSA zu machen, war eigentlich
nur eine einzelne gute Idee hinzuzufügen.

Oder wir nehmen ein komplexes Verfahren zur Datenkompression, in dem
viel kreative erfinderische Tätigkeit investiert wurde. Trotzdem
wird dieses Verfahren aus vielen einzelnen Teilen bestehen, die
für sich gesehen relativ einfach sind und mit der Zeit tausendmal
unabhängig voneinander erfunden werden. Und auch das Zusammensetzen
dieser Teile ist für sich wieder ein einfacher Akt. Das Problem mit
der Patentierung ist, daß man entweder das Zusammensetzen oder alle
Teile patentieren kann, also niemals irgendetwas, was längerfristig
als wirklich nichttrivial gelten kann.

Trivialität ist deshalb keine Eigenschaft, die ein Swpat hat oder
auch nicht hat, sondern hängt vom allgemeinen Kenntnisstand ab, und
der macht durch den schnellen Fortschritt alles, was ein einzelner
(oder eine einzelne Firma) in diesem Bereich in endlicher Zeit
schaffen kann, schnell trivial. Ein Swpat steht damit zwangsweise
nach kurzer Zeit dem Fortschritt im Wege, weil automatisch andere
das selbe Problem auf die selbe Weise lösen werden.


Gruß,
Martin



-- 
uecker@math.uni-goettingen.de