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Re: US-Army als Vorreiter für universale ID-Karte



Stefan,

ich möchte keinesfalls Deine Erfahrungen bei der Bundeswehr schmälern, aber
medizinische Daten gehören mit zu dem sensibelsten, was wir EDV'ler
anvertraut bekommen. Und wenn man bedenkt, dass die medizinische
Vorgeschichte in den USA nicht nur zur Ablehnung eines Aufnahmeantrages in
die Krankenkasse (KK) führen kann, sondern der Arzt auch jede
aussergewöhnliche Behandlung bei der Kasse beantragen muss, finde ich diese
Story nicht mehr besonders witzig. Zum Vergleich: In Deutschland ist man
"per default" in der AOK und kann nach Wunsch wechseln. AFAIK kann eine
deutsche KK einen Antrag nicht aus medizinischen Gründen ablehnen - nur den
Beitragssatz an die Demographie anpassen. Das ist dann u.U. prohibitiv teuer.

Ich bin ein ausdrücklicher Gegner des deutschen KKsystems - aber in punkto
Datenschutz finde ich's vorbildlich, wenigstens im Vergleich zu den US.

Josef

At 05:36 26.02.98 +0100, Stefan Kalloch wrote:
>Hallo Kai
>
>>>Mini-Speicher
>>>Kranken-Akte am Hals 
>>>
>>>Die US-Army rüstet um. Jetzt sollen die Soldaten neue scheckkartengroße
Anhänger um den Hals tragen, auf denen sämtliche medizinischen Daten,
Röntgenbilder sowie Elektrokardiogramme gespeichert sind. Die sogenannten
>"personal information carriers" (Pic) - Preis: fünf Dollar pro Stück,
Programmiersystem extra - lösen die alten >"Hundemarken" ab, auf denen nur
ein paar persönliche Infos eingeprägt waren. <<
>>Fehlen nur noch der persönliche DNA-Abdruck, Lebenslauf, Vorstrafenregister
>>und Anbindung an GPS ;-))
>
>So schlecht finde ich die Idee garnicht. Ich war die letzten 4 Jahre
selbst im Sanitätsdienst der Bw tätig und habe mich häufig über das
Gesundheitskarten-"Problem" geärgert. 
>Beispiel Auslandseinsatz: in den 6 Monaten, die ich in Kroatien verbracht
habe, mußten wir häufig G-Karten aus Deutschland anfordern (Wartezeiten bis
zu 3 Wochen). Und wenn sie dann endlich ankamen, fehlten teilweise Befunde
die noch nicht abgeheftet waren. 
>Ebenfalls ist es Pflicht, sich V_O_R  Abreise ins Einsatzland gegen fast
alles durchimpfen zu lassen. Ich brauch dir ja nun nicht erzählen: 1.
wieviele mit unvollständigem Impfstatus dort waren, 2. wieviele zwar ihren
eigenen Angaben zufolge Impfungen bekommen hatten, jedoch in ihren
Impfausweisen keine Einträge nachweisen konnten, da sie an betreffendem Tag
den Ausweis nicht dabei hatten um die Impfung eintragen zu lassen. Die
Folgen waren: - erneute Blutentnahme (unnötige Körperverletzung!) und
Titerbestimmung (-> Kosten die nicht nötig sind). 
>Rettungseinsätze: bei mehreren Notfällen (z.B. allergische Reaktionen bis
hin zum Schock, .... ) wäre es nicht schlecht gewesen, etwas mehr über die
medizinische Vorgeschichte des Patienten zu erfahren. 
>Doch es muß noch nicht einmal ein Notfall sein, selbst im täglichen
Dienstbetrieb konnte kaum ein Soldat genaue Aussagen zu vorangegangenen
Erkrankungen bzw. Untersuchungen machen. Man kann es aber auch keinem zum
Vorwurf machen, daß er die Aussagen der Ärzte nicht verstanden hat, bzw.
sie nicht mit eigenen Worten wiedergeben kann. Schließlich muß man nicht
Medizin studiert haben, um krank sein zu dürfen ;-).
>Aber selbst hier in Deutschland vergeht kaum eine Woche, in der nicht
mindestens ein Fernschreiben im San-Bereich aufschlägt, in dem die G-Karte
von irgendeinem Soldaten gesucht wird. 
>Ebenfalls die Archivierung der Akten wäre besser zu handhaben. Momentan
werden die Akten aller ehemaligen Soldaten zum Ende der Dienstzeit in eine
zentrale Sammelstelle geschickt, wo sie auf Mikrofilm verfilmt und bis zum
vollendeten 90. Lebensjahr archiviert werden. Erst dann werden Sie
vernichtet. D.h.die Akten aller durch die Kreiswehrersatzämter erfassten
Personen ab Jahrgang 1907 lagern dort. 
>
>Die Informationen, die auf den "Hundemarken" (ICH habe nie gebellt !!!!
;-)) eingeprägt sind, beschränken sich auf Personenkennziffer, Blutgruppe,
Konfession und andere "wichtige" Punkte. Die Blutgruppe muß vor einer
Transfusion sowieso überprüft werden. Und wenn ich mir ´ne Kugel fange, ist
es mir wurscht, ob mich ein kath., ev. oder mosl. unter die Erde bringt ;-)
>
>Zum Thema Datensicherheit:
>In Kroatien hatten wir im SanBereich zwei Computer,
>- ein Notebook, auf dem unsere Ärzte in der Sprechstunde die Behandlung
dokumentierten (um sie anschließend auszudrucken und im Ordner abzuheften!
sehr sinnvoll) und um Krankenstatistiken aufzustellen. Die Datenbank
basierte auf MS Access und war über Paßwort geschützt (1/2 Stunde Arbeit,
dann hatte ich sämtliche Befunde zu den einzelnen Patienten im Klartext
nebeneinanderstehen, *gähn*)
>- einen 486er, auf dem SafeGuard installiert war. Hier brauchte ich
_eine_ganze_  Stunde um ohne Paßwort an alle Daten zu gelangen. (Exakt die
Zeit, die ich zum Aufschrauben des Rechners und löschen des BIOS benötigte,
ebenfalls *gähn*) Keine Verschlüsselung o.ä. Hier hat die Bw einiges an
Nachholbedarf.
>
>Viele Grüße
>
>Stefan Kalloch
>____________________________________________________________
>ProTec EDV-Handel
>Stefan Kalloch 
>
>StefanKalloch@gmx.net            PGP Public Key: 0x2105262C
>
>
-- 
Josef Dietl                             jdietl@w3.org
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