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(fwd) Hausdurchsuchungen in Bayern [dpa]





München/dpa/Wiesbaden - Operation «flower» (Blume) - das ist der
Name des neuesten Fahndungserfolges gegen Mitglieder der orga-
nisierten Kriminalität im Internet. Heute, in den frühen Morgenstunden,
wurden von der Internet Task Force des LKA Muenchen zeitgleich 35
Objekte im Freistaat Bayern durchsucht, und gegen 28 Personen Haft-
befehl erlassen.  

Auf die Spur des Ringes kamen die Behörden mit Hilfe des Internet
Providers 'IBM Global Network'. Die Computertechniker  dort hatten
festgestellt, daß eine gebührenfreie Zugangsnummer zu ihrem System,
die eigentlich Wartungszwecken vorbehalten war, zunehmend durch
unbekannte Personen genutzt wurde. Nach weiterer Ueberpruefung
stellte sich heraus, dass ein Großteil der Personen mit gefaelschten
Kreditkartennummern Zugang zum System erlangt hatte.

Das daraufhin alarmierte BKA leitete eine Ueberwachung des Netz-
werkverkehrs ein und stellte fest, dass die Telefonnummer ueber-
wiegend fuer illegale Zwecke genutzt wurde, wobei sich die Taeter 
offenbar in anonymer Sicherheit glaubten. Polizei-Superintendent 
Helmut Kleinhuber sagte, mit Hilfe der Telekom sei es ein leichtes
gewesen, die Identitaet der Taeter zu ermitteln. Stratatbestaende
von Kinderpornographie-Handel ueber illegale Distribution komm-
erzieller Software bis hin zu Einbruch in fremde Computersysteme
wurden mit Hilfe des BKA analysiert.

BKA-Sprecher Unger sagte, man habe es mit der unglaublichen
Dreistigkeit der organisierten Kriminalitaet im Internet zu tun. <Nicht
nur, dass diese Verbrechen überhaupt begangen werden, die
Täter nutzen noch gebuehrenfreie Einwahlknoten grosser Internet
Provider mit Hilfe gestohlener Kreditkarten.> Doch zuversichtlich
wies Unger auf diesen sowie weitere aktuelle Fahndungserfolge
gegen Kriminalitaet im Internet hin. <Noch haben die Taeter einen
technischen Vorsprung, doch allein durch beschlagnahmte Hard-
ware, holen die Behoerden in Riesenschritten auf.>

Kritik an diesem Vorgehen wurde jedoch von Seite der SPD laut.
Edmund Stoiber habe diese Aktion einen Tag vor der Landtags-
wahl angeordnet, um den Wahlausgang dadurch zu seinen
Gunsten zu beeinflußen. Diese Vorwürfe wurden aus der Muen-
chner Staatskanzlei schon am Mittag dementiert, wenngleich Herr
Stoiber gegenueber der FAZ zugeben musste, dass die Aktion in
Bayern urspruenglich in Koordination mit den anderen Bundes-
ländern fuer die nächste Woche geplant war, in Bayern jedoch
aufgrund akuter Flucht- und Verdunkelungsgefahr dreier Haupt-
verdächtiger vorgezogen werden musste. Die anderen Laender
würden die Aktion aber in den naechsten Tagen nachholen,
so Stoiber gegenueber der Frankfurter Allgemeinen Sonntags-
zeitung.

[dpa, 12.09.98, 15:13 Uhr]