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Re: Mehr Ueberwachungskameras in der City,



On Thu, 26 Aug 1999, Dr.Horst-Walter Schwager wrote:

> >>Ist es schlecht, wenn kriminelle immer
> >> weiter verdrängt werden, bis es nirgends mehr ein Plätzchen für sie
> gibt?
> >Ja. Denn es löst das grundlegende Problem nicht : 
> >Die Kriminalität . 

Vermutlich hat auch niemand den Anspruch erhoben, dieses grundlegende
Problem loesen zu koennen.  
 
> >These : 
> >Gib den Leuten  Arbeit , Ziele, Bildung, Alternativen, legalisiere 
> >die ( harmlosen ) weichen Drogen, entziehe internationalen Kartellen
> >die Grundlage, stecke Geld in Bildung, ect. ect. pp. 
> >Dann wird dieser ganze Kram überflüssig. 
> 
> das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die den Nachteil hat,
> muehsam zu sein, JEDERMANN (und seine Kinder) zu involvieren, also
> sich nicht bequem auf irgendwelche "Organe" abschieben läßt und
> darüberhinaus (aus der Sicht eines Politikers der entscheidende
> Nachteil) keine schnellen Erfolge verspricht! Außerdem müßten die
> Bürger die immer so laut nach Law+Order schreien dann ja mit dem
> Versicherungsbetrug, Lügen und all den "kleinen" Sauereien, die *sie
> selbst* dauernd begehen, aufhören.

Und wegen ebendieser Unzulaenglichkeit der Menschen wird auch nie jemand
diese anspruchsvolle Aufgabe ernsthaft in Angriff nehmen.  Das kann aber
kein Grund sein, nicht wenigstens die Kriminalitaet einzudaemmen, wo das
machbar ist.

> Die informelle Selbstbestimmung hat das Bundesverfassungsgericht
> übrigens schon vor Jahren in den Rang eines Grundrechtes erhoben,
> gleichwertig mit dem Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Vermutlich "informationelle Selbstbestimmung".  Ob sich dieses Grundrecht
bewaehrt, zu welchen Kosten es sich durchsetzen laesst, ist noch
zu studieren.

> Würde Gewalt, oder verletzung von Gesetzen die
> Beschneidung/Abschaffung von Grundrechten rechtfertigen, könnten wir
> mit Rechtsstaat und demokratie einpacken - das wäre das Ende.

D.h. wir sind laengst am Ende.  Denn Gewalt und Gesetzesverletzung
rechtfertigen taeglich zwangslaeufig die Beschneidung von
Individualrechten.  (Ob diese Rechte als "Grundrechte" angesehen werden,
haengt von der jeweiligen Rechtssprechung ab.  Das Recht, nicht in einer
Ueberwachungskamera aufgenommen zu werden, wird sicherlich von vielen
Buergern nicht als ein besonders grundlegendes Recht angesehen)
 
> >> Bleiben wir beim ursprünglichen Beispiel Leipziger Innenstadt, so
> wissen
> >> wir, daß diese Gegend Plattform zahlreicher Drogen-, Devisen-,
> Diebstahls-,
> >> Kapitals- und Gewaltdelikte ist.
> >
> >Zahlreich ?? Nach welcher Statistik ?? Im Verhältnis wozu ??
> >Hast du mal betrachtet wie diese "Statistiken" zustandekommen ?
> >Womit verglichen wird ?? 
 
> das ist schon wieder sehr unbequem ;-) - wie man weiß lügen
> Statistiken ja nicht.

Der urspruengliche Schreiber hatte gar keine Statistiken ins Spiel
gebracht.  Es ist besser, sich zunaechst einmal auf der Ebene der eigenen
Erfahrung zu verstaendigen.  Wenn das nicht klappt, helfen Statistiken
nicht unbedingt sehr weit.  Wer sie verfrueht ins Gespraech bringt, lenkt
den Verdacht auf sich, nicht an einer ehrlichen Wahrheitsfindung
interessiert zu sein.
 
> >Du drehst an einer Spirale die zu Orwell führt.  
> >Viel Spaß in einer solchen Gesellschaft. 
> 
> Bei Grundrechten ist es wie mit Weihnachten: Erst 1, dann 2, dann 3,
> dann 4 - dann steht die Diktatur vor der Tür.

Es kann auch genau umgekehrt sein: erst 3, dann 2, dann 1, dann 0 -- dann
schliesslich steht 4 vor der Tuer, weil der Ruf nach dem starken Mann, der
Ordnung schafft, alles erdrueckt.

So sah Platon bekanntlich den Zyklus der politischen Systeme, und so sahen
es auch einige SPD-Leute um Wels und Schumacher, die 1932 Schlaegertrupps
zur Verteidigung der Republik bildetetn, nach einer starken Hand riefen
und spaeter ihrer Partei schwere Vorwuerfe machten, durch ihre Laschheit
den Untergang der Republik mitverursacht zu haben.
 
-phm