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(fwd) BDB-erklaerung zum DBI



(uebernommen aus inetbib)


BDB und DBI
Stellungnahme der BDB-Mitgliedsverbaende

Es ist eine Tatsache, dass die zahlreichen Proteste und
Aktionen der bibliothekarischen Verbaende, die sich an die
Verantwortlichen in Bund und Laendern und an die
Oeffentlichkeit wandten, im Vorfeld und im Verlauf der
Entscheidung ueber die Zukunft des Deutschen
Bibliotheksinstituts seine Schliessung nicht haben
verhindern koennen.

Die Kolleginnen und Kollegen im Deutschen
Bibliotheksinstitut sind auf eine tragisch zu nennende Weise
in den Strudel der Macht- und Kompetenzkaempfe
foederativer und bundesweiter  Kulturpolitik, in die
Sparzwaenge des Stadtstaates Berlin, in die Neuregelung
der Forschungspolitik geraten.
Trotz internationaler, bundesweiter und individueller
Fuersprache - fuer sich betrachtet eine in der deutschen
Bibliotheksgeschichte einzigartige Solidaraktion - konnten
ihre Arbeitsplaetze, wie sie für das Deutsche
Bibliotheksinstitut definiert waren, nicht erhalten werden.

Gleichzeitig ist es eine Tatsache, daß die Stellungnahmen,
Konzepte und Aufrufe der Verbaende die verantwortlichen
Politiker und Entscheidungstraeger von der Notwendigkeit
zentraler Dienstleistungen und einer bundesweit wirksamen
Koordinationstelle für wichtige spartenuebergreifende
Projekte und Arbeitsvorhaben ueberzeugen konnten.

Angesichts des Beschlusses von Bund und Laendern,
das Deutsche Bibliotheksinstitut nicht laenger als
Einrichtung der "Blauen Liste" weiterzufuehren und zu
finanzieren, standen die Verbaende, die Bibliotheken und alle
bibliothekarischen Kolleginnen und Kollegen vor
Entscheidungen von ungewohnter Tragweite.

Vielleicht zum ersten Mal in der Deutschen
Bibliotheksgeschichte schien es zumindest kurzzeitig
moeglich, auf eine für die Bibliotheken und ihre Benutzer
destruktive bildungspolitische Entscheidung nicht nur mit
Protest zu reagieren, sondern mit einem eigenen Konzept
aus eigener Kraft zu agieren.

Zumindest als Vision waren u.a. folgende Varianten denkbar:
- die Mitgliedsverbaende der BDB gemeinsam oder einer der
 Verbaende - hier kam auf Grund Aufgabenstellung und Konstruktion
besonders der DBV in Frage
 -  tragen und organisieren ein zentrales
Dienstleistungsinstitut.
 Die Finanzierung geschieht aus Mitgliedsbeitraegen und
eingeworbenen Projektgeldern;

- die BDB traegt und organisiert ein zentrales
Dienstleistungsinstitut mit Mitgliedsbeitraegen, Sponsoren-
geldern einschlaegiger Stiftungen und eingeworbenen
Projektgeldern.

Beide Varianten liessen die Frage offen, ob es sich um
Fortsetzungen des bestehenden DBI oder um eine
Neugruendung handeln sollte.

Keine dieser Varianten konnte sich erfuellen. Mit der
Aufzaehlung der Gruende offenbaren sich Rahmenbedingungen
der Arbeit bibliothekarischer Verbaende in Deutschland, die
ganz gewiss zum Ueberdenken der gegenwaertigen
Vereinsstrukturen Anlass geben :

- die Kompetenzabgrenzung zwischen den Verbaenden und
den Entscheidungsgremien der Bibliothekstraeger und
 politisch Verantwortlichen ist dort ungeklaert, wo
Dienstverhaeltnisse beruehrt werden; - die Mitglieder der
bibliothekarischen Verbaende - mag es sich im Falle des DBV
um Bibliothekstraeger, im Falle der Personalverbaende um
einzelne Berufsangehoerige handeln - sind nicht bereit oder
 in der Lage, Krisensituationen des gesamten Bibliotheks-
wesens in einer gemeinsamen Aktion mit hohen finanziellen
und personellen Einsaetzen aufzufangen;

- die Akzeptanz der Arbeit (Normen, Standards etc.) eines
 zentralen Dienstleistungsinstituts haengt gleichwohl vom
Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht  der Bibliotheken und
Berufsangehoerigen ab;

- bei den staatlichen Stellen (Staedte, Bundeslaender, Bund)
interpretieren viele zentrale Aufgaben des Bibliothekswesens
 als ihre hoheitliche Aufgabe, auch dort, wo sie nicht dafuer zu
zahlen und zu planen bereit sind;

- Die reale Macht zur Uebernahme einzelner Verantwortungen
 des DBI liegt auf Grund dieser Rahmenbedingungen weniger
 bei den  Verbaenden als vielmehr bei Bibliotheken,
Stiftungen, Verbuenden, die Personal- und Sachmittel zur
 Verfuegung stellen koennen.

Diese Praemissen konnten nur zu dem Entschluß fuehren,
 in den vorhandenen Entscheidungsstrukturen um den Erhalt
 wichtiger Gemeinschaftsaufgaben des deutschen
Bibliothekswesens zu kaempfen.

Bund und Laender haben entschieden, ein noch nicht naeher
definiertes "An-Institut" bei der Stiftung Preussischer
Kulturbesitz zu errichten - als Neugruendung, nicht als
Fortsetzung des DBI.
Die Verbaende werten es als Erfolg auch ihrer Bemuehungen,
 dass diese Entscheidung gefallen ist.

 Am 17.01.2000 wird das erste Gespraech zur Beteiligung
der Bibliotheken und ihrer Berufsangehoerigen beim
Praesidenten der Stiftung Preussischer Kulturbesitz
 stattfinden.

Prof. Birgit Dankert
Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher
 Bibliotheksverbaende e.V.

Dr. Georg Ruppelt
designierter Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher
Bibliotheksverbaende e.V.

Dr. Arend Flemming
Vorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V.

Klaus-Peter Boettger
Vorsitzender des Vereins der Bibliothekare und Assistenten e.V.

Dr. Wolfgang Dittrich
Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare e.V.

Susanne Oehlschlaeger
Vorsitzende des Vereins der Diplom-Bibliothekare an
 wissenschaftlichen Bibliotheken e.V.
Elke Daempfert
Geschaeftsstelle DBV/BDB
Straße des 17. Juni 114
10623 Berlin
Tel.: 0 30/39 00 14 80
Fax:  0 30/39 00 14 84
e-mail: daempfert@bdbibl.de