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Re: Computerindustrie verlangt ausländische Arbeitskräfte



On Thu, Feb 24, 2000 at 09:31:53AM +0100, Heiko Recktenwald wrote:
> > Studienabgänger gemessen an der Nachfrage lächerlich. Wer
> > einigermaßen Erfahrung in Netzwerkadministration oder Kenntnisse im
> > Programmieren vorweisen kann, scheint heute praktisch in der Lage zu
> 
> Kann man das konkretisieren ? Was heisst "einigermassen" ?

Fuer Ausbildungsplaetze ist das Vorlagekriterium der
Geschaeftsfuehrung: Summe der Schulnoten in Deutsch, Mathematik
und Englisch ist einstellig. Bewerbungen, die dieses Kriterium
nicht erfuellen gehen im Posteingang schon zurueck an den
Absender.

In den Bewerbungsgespraechen werden dann diejenigen ausgesucht,
die am meisten Wendigkeit und Initiative zeigen, sich Dinge
selbst beizubringen. Spontanaufgabe im Bewerbungsgespraech:
"Finden Sie aus den folgenden ausgedruckten Unix-Handbuchseiten
von du und ls heraus, wie sie du den freien Plattenplatz in
Kilobytes anzeigen lassen koennen und wie sie mit ls die
neuesten Dateien zuerst in einem Verzeichnis angezeigt bekommen,
mit Anzeige des Modifikationsdatums." Testet Flexibilitaet,
Problemloesungsverhalten, Englischkenntnisse und (ein Rechner
steht auch da) Praxisbezug (Werden die Ergebnisse am Geraet
ueberprueft gibt das Bonuspunkte).


Fuer Leute mit Berufserfahrung ist bei Einstellungen weniger
interessant, was sie vorher gemacht haben (bei uns machen sie
sowieso was anderes), sondern wie ihre Problemloesungskultur
ist. Jemand, der nebenbei ein Open Source Projekt betreut oder
in einem mitarbeitet, und sei es noch so klein, ist sowieso
qualifiziert: Er hat Faehigkeiten in der elektronischen
Kommunikation, kommt zwangslaeufig mit der verwendeten Technik
klar, organisiert sich offensichtlich selbst seine Arbeit, lernt
erwiesenermassen selbst neue Techniken und setzt sich so damit
auseinander, dass er sie sogar seinen Beduerfnissen anpasst -
Open Source heisst immer auch, dass das "jetzt" nicht als
unumstoesslich angesehen wird. Er ist ausserdem Teil derselben
Kultur wie wir.

Jemand ohne Open Source Projekt kommt vielleicht aus einer
anderen Kultur (kein Problem), aber dann muss man eben im
Lebenslauf und im Bewerbungsgespraech nach anderen Anzeichen
suchen, dass er diese Qualifikationen mitbringt. Da zaehlen
weniger Scheine als "was haben sie gemacht, wie haben sie das
gemacht und warum haben das gerade so gemacht", wenn man ueber
vergangene Projekte des Bewerbers mit dem Bewerber redet.

Kristian