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[FYI] Niels Gründel jubelt: "MP3 war gestern "
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- Subject: [FYI] Niels Gründel jubelt: "MP3 war gestern "
- From: "Axel H Horns" <horns@t-online.de>
- Date: Mon, 24 Apr 2000 10:48:19 +0100
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SPIEGEL ONLINE - 21. April 2000, 14:57
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,73818,00.html
Musik
MP3 war gestern
Von Niels Gründel
Advanced Audio Coding (AAC) ist besser und schneller: Technisch
betrachtet hat der neue Standard für Musikdateien das Wunderformat
MP3 längst abgelöst. Noch in diesem Monat sollen die ersten AAC-
Player auf den japanischen Markt kommen.
Die Entwicklung und Verabschiedung des MP3-Standards Anfang der
neunziger Jahre verlief in aller Stille. Die Musikindustrie
ignorierte die Forscher des Fraunhofer Instituts, die in Erlangen die
Keime einer Revolution säten. Erst als MP3-Musikdateien im Internet
den Siegeszug um die Welt antraten und Raubkopien ungehindert von
Land zu Land flossen, begannen die Musikfirmen, sich für
Kompressionsverfahren und Downloads zu interessieren: Seit 1998
arbeiten sie aktiv an der Entwicklung effektiver Kopierschutzsysteme
mit.
Ein Ergebnis ist das neue Format AAC (Advanced Audio Coding), dass
kaum etwas zu wünschen übrig lässt: Es klingt besser als MP3, die
Kompressionsraten sind höher (d.h. kürzere Download-Zeiten) und - am
allerwichtigsten für die Plattenbosse - es ist kopiergeschützt.
Auch wenn inzwischen feststeht, dass sich die in der "Secure Digital
Music Initiative" (SDMI) zusammengeschlossenen Firmen "definitiv
nicht auf einen eigenen Standard einigen werden", wie der Executive-
Director Leonardo Chiariglione erklärt, wird AAC sich sehr
wahrscheinlich als MP3-Nachfolger etablieren. Denn egal ob das
Verfahren nun MP3 plus AAC, Liquid Audio oder Windows Media Audio
heißen wird, an AAC kommt wegen der unübertroffenen
Kompressionstechnik für extrem schnelle Downloads kein Anbieter
vorbei.
Bisher ist MP3 vor allem aus zwei Gründen so weit verbreitet: Es gibt
massenhaft Hardware und Software - und der Großteil der Dateien ist
umsonst. Um den Trend umzukehren, können die Musikfirmen nur mit
höherer Qualität gegenhalten: Erheblich schnellere Downloads,
bedeutend besserer Sound - und natürlich die Stars, die sie unter
Vertrag haben.
Eine erste Kampfansage ist die Einführung von tragbaren Playern, die
AAC-Dateien abspielen können. Die ersten Geräte der neuen Generation
wollen die führenden Hersteller gerüchteweise noch in diesem Monat in
Japan auf den Markt werfen. Um den Kunden die Umstellung zu
erleichtern, können die Geräte auch weiterhin MP3-Dateien und alle
anderen Formate abspielen.
Mit besonderen Anreizen sollen die Kunden dann langsam von ihren
liebgewonnenen MP3-Dateien zu den neuen Formaten "umgeleitet" werden.
Die Firma InterTrust propagiert die so genannte "Super Distribution":
Der Käufer kann Musik als "Promotion-File" an Freunde und Bekannte
weitergeben. Kauft nach der Weitergabe einer der Bekannten das Album,
so erhält der Erstkäufer bei seinem nächsten Einkauf einen Rabatt
eingeräumt und damit eine Provision für die Weitergabe seiner
Musikdateien. Außerdem kann die Musikindustrie alle ihre
Vertriebskanäle als Attraktion einsetzen: Der Fan kauft
Konzertkarten, wird Mitglied beim Fan-Club und interessante
Radiosendungen können ihm persönlich angekündigt werden.
Nach Meinung seiner Erfinder gehört AAC die Zukunft. "Höhere
Kompressionsraten sind im Moment noch nicht einmal theoretisch
absehbar", sagt Karlheinz Brandenburg, der Leiter der Arbeitsgruppe
Elektronische Medientechnologie beim Fraunhofer Institut. Selbst
Dolby, dessen Labors sowohl an der AAC-Entwicklung als auch an der
bekannteren Eigenentwicklung "Dolby Digital" beteiligt waren, hat vor
kurzem öffentlich ein Marketing-Programm für AAC angekündigt.
Doch zu viel versprechen will Brandenburg nicht. "Es bleibt die
Möglichkeit, dass das bisherige MP3 und die neuen Verfahren parallel
nebeneinander bestehen bleiben oder dass die Einführung eines
Kopierschutzes nicht gelingt und MP3 sich als VHS-System der Musik
weiterhin durchsetzt."
AAC ist mit leichten Modifizierungen in den MPEG-4-Standard
übernommen worden, faktisch der "globalen Multi-Mediasprache der
Zukunft", so Brandenburg. MPEG-4 kann Musik und Sprache sehr flexibel
codieren. Dieser Standard wird ständig weiterentwickelt und
ermöglicht erstmals echte Interaktivität in den Bereichen Digital-
Fernsehen, Grafik, Multimedia und Zugangssteuerung. Aufgrund der
unübersichtlichen Patentlage geht die industrielle Entwicklung von
Anwendungen in diesem Bereich nur schleppend voran.
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