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[FYI] Spiegel: TV-Programm des Mitteldeutschen Rundfunks



im Kontext unserer Diskussion um Auftrag und Realitaet 
der OeR recht interessant: 

http://www.spiegel.de/druckversion/0,1588,76312,00.html

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Regionalprogramme
 
Mach dich raus!

Die DDR lebt ­ zumindest im TV-Programm des Mitteldeutschen 
Rundfunks. Eine Fern(seh)-Diagnose von Thomas Tuma 

[...]
Beim NDR toben sich Shanty-Chöre in Blauhemden aus. Beim WDR 
erklären grau melierte Bildungsbürger auf bonbonfarbenen Sofas 
die Welt aus Sozi-Sicht. Und die Orgelimpressionen aus der 
spätbarocken Wieskirche stammen garantiert vom Bayerischen 
Fernsehen. 

Der MDR ist hoffnungs- wie hemmungsloser. Weil er die Quote 
anbetet, macht er sich ran. 24 Stunden pro Tag geht er dahin, 
wo es wehtut. Und im Osten tut es überall weh, wenn man dem 
Programm glauben kann, das auf drei Säulen ruht: Nutzwert, 
(N)ostalgie und Narrenfreiheit. 

[...]
Nirgendwo im deutschen Fernsehen wird mehr geschmachtet und 
geschunkelt als in den zonigen Weichzeichner-Welten. Ein öf-
fentlich-rechtlicher Placebo-Defekt. Ist aber vielleicht eine 
Sache der Perspektive, die im MDR-Fall westdeutsche Augen zu 
mahnen scheint: "Ihr da drüben, wir hier üben" ­ die Grund-
regeln moderner Unterhaltung, die Einheit, das Leben. 

"Der Erfolg", sagt Intendant Udo Reiter, "gibt uns Recht." 
Demnach gilt im Umkehrschluss: Die Ossis identifizieren sich 
mit Reiters Reality-TV. Der MDR ist "Big Brother" mit knapp 
zehn Millionen Kandidaten. So viele Menschen leben in Sachsen, 
Thüringen und Sachsen-Anhalt, dem Sendegebiet der Bedürfnis-
Anstalt mit den drei Buchstaben in Schwarz, Rot und Gold. 

Rot war dieser Teil Deutschlands vor allem zu SED-Zeiten. 
Dann kam eine Horde schwer vermittelbarer CSU-Medienstrategen 
aus München und krempelte den Staatsfunk um.
[...]

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MfG
 Olaf