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[FYI] DER SPIEGEL: Anonymität im Netz bald nicht mehr erlaubt?



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SPIEGEL ONLINE - 17. Mai 2000, 14:49
URL: 
http://www.spiegel.de/netzwelt/telekommunikation/0,1518,76715,00.html

Netzdepesche Anonymität im Netz bald nicht mehr erlaubt?  

Von Christiane Schulzki-Haddouti 

Internet-User sollen in Zukunft nicht mehr unerkannt bleiben. 
Strafverfolger in vielen Ländern fordern die Abschaffung der 
Anonymität, um Cyberkriminelle besser verfolgen zu können. 
Datenschützer protestieren.  

[...]

Auch in Deutschland sieht das Teledienstegesetz für Inhalteanbieter 
eine Impressumspflicht vor. Anonyme E-Mail-Accounts sind zwar bisher 
legal; der Polizei sind anonyme Remailer und die pseudo-anonymen 
Accounts bei AOL allerdings schon lange ein Dorn im Auge. In einer 
Studie stellte das Bundeskriminalamt (BKA) vor kurzem fest, dass "die 
subjektiv empfundene Anonymität des Internets auch auf E-Commerce 
bezogene Kriminalität begünstigt."  

[...]

Die BKA-Abteilung plädiert deshalb dafür, vollständige Anonymität zu 
verhindern. Geeignet sei beispielsweise die Verwendung digitaler 
Signaturen, um den Kommunikationspartner klar zu identifizieren oder 
die Urheberschaft für bestimmte Inhalte zu bestimmen. Ein "möglicher 
Schritt" sei auch die individuelle Prozessorerkennung des Pentium-III-
Prozessors.  

Deutschland und Frankreich stehen mit ihren Forderungen nicht 
alleine. Auch US-Justizministerin Janet Reno erklärte jüngst in einem 
weit beachteten Bericht die Anonymität im Internet zu einem Problem. 
Die Telefonnummern für den Internetzugang, IP-Adressen, E-Mail-
Logfiles und Daten über Dateitransfers spielten eine wichtige Rolle 
bei der Strafverfolgung. Gesetzesanpassungen seien deshalb nötig. Die 
US-Bürgerrechtsorganisation ACLU protestierte umgehend: Die Ideen der 
Justiz liefen darauf hinaus, "ohne Gerichtsbeschluss jeden zu 
identifizieren und beobachten zu können, der das Web benutzt".  

"Das Grundprinzip der anonymen Nutzung darf nicht verändert werden", 
sagt auch der oberste Datenschützer Deutschlands, Joachim Jacob. Doch 
er plädiert dafür, dass Namen in Einzelfällen bekannt gemacht werden 
dürfen: "Man wird darüber nachdenken müssen, ob der Provider bei 
bestimmten Verbrechen hilft, zu deanonymisieren oder das Pseudonym 
aufzuheben, wenn er es kann."  

[...]

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