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Re: [FYI] Jenaer Schulen bekommen M$-Software geschenkt



Holger Veit <Holger.Veit@gmd.de> writes:

> Zu simpel gedacht. Wenn ich recht verstehe, dann ist das Attraktive fuer
> die Schulen daran, dass der ganze Ranz da schluesselfertig angeliefert 
> wird, und das Systemmanagement muss dann nicht ein frustrierter Physik-
> oder Mathelehrer erledigen. 

Das ist in der Tat ein interessanter Aspekt bei diesen Angeboten.
Meine Schule ist um die Zeit, als ich mein Abitur machte, mit einem
neuen "Internet-fähigen" Computer-Raum ausgestatt worden. Alles sehr
hübsch, wie erwartet State-of-the-art-Hardware. (Man hatte mich vorher
gefragt, ob man sich um solch einen geförderten Computer-Raum bemühen
sollte und ob an diesem "Internet" etwas dran sei. Damals (Ende 1996,
IIRC, ich hatte selbst damals kaum Ahnung vom Netz) gab es wirklich
kaum etwas, was sich für schulische Belange einsetzen ließ, trotzdem
empfahl ich die Bewerbung, nämlich um an neue Hardware heranzukommen.
Die bisherige Ausstattung eignete sich wirklich nur, um Informatik (im
Sinne von computer science) zu machen, es waren lauter festplattenlose
8086, AFAIK aber mit VGA-Grafik, verbunden durch ein proprietäres
Netzwerk, dessen Hersteller längst pleite gegangen war.)

Die Folge waren dann teilweise Rechnungen von über tausend Mark
für irgendwelche Internet-Aktivitäten, Schüler, die immer wieder
die Sicherheitsmechanismen von INIS überwanden (die Clients waren
Windows-95-basiert), in der Folge frustrierte Lehrer usw. Initiative
von Seiten der Schülerschaft oder von außen war nur begrenzt
möglich, da allzu harsche Eingriffe natürlich die Wartungsverträge
gefährdeten. Erschwerend kam hinzu, daß die treibende Kraft hinter dem
Computer-Raum und der einzige, der zumindest damals sich halbwegs mit
Computern auskannte, sowieso schon zu viel für die Schule arbeitete,
so daß er der Angelegenheit nicht immer die nötige Zeit widmen
konnte. (Solche Lehrer gibt es auch.)

Besonders betrüblich an der ganzen Geschichte ist, daß der Stadt
Stuttgart bereits mehrere Adern Kupferkabel zu jeder Schule gehören,
die bis zu einem bestimmten Datum in den Achtzigern oder Neunzigern
erbaut wurde (da die Schulen bis dato in das eigene Telefonnetz der
Stadt Stuttgart eingebunden waren). Man hätte also mit etwas gutem
Willen und viel Arbeit durchaus eine zentral verwaltetes Angebot von
freier Software bereitstellen können, auf deren Grundlage dann die
Systeme in den Schulen arbeiten. Allerdings weiß ich nicht, ob dadurch
genügend Nachfrage nach geeigneter Lernsoftware enstanden wäre, auf
die viele scharf waren.