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Napster-Paranoia
- To: debate@fitug.de
- Subject: Napster-Paranoia
- From: Lutz Donnerhacke <lutz@iks-jena.de>
- Date: Wed, 2 Aug 2000 15:06:08 +0200
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- Sender: owner-debate@fitug.de
From: Frank Hufschmied <fhufi@gmx.net>
Newsgroups: de.org.ccc
Subject: Re: Napster
Date: Wed, 02 Aug 2000 14:36:34 +0200
Message-ID: <8m94na$6m5$2@news.online.de>
Joerg-Olaf Schaefers <js@fx3.de> wrote:
>> Worauf basiert eigentlich das Business-Modell von Napster?
>Persoenliche Vermutungen (bitte ergaenzen):
Verschwörung der Musikindustrie, um entsprechende Angebote (die sich
zwangsläufig entwickeln mußten) an kommerzielle Dienste zu binden.
Das Schauspiel ist ausreichend glaubwürdig, die ganze Welt fällt darauf
herein. Dem aufmerksamen Beobachter muß aber einiges auffallen:
Das erste Problem wurde bereits aufgeworfen: Woher hat Napster das Geld,
um eine solche Plattform aufzubauen? Darüber hinaus:
- Kann man wirklich glauben, daß all diese milliardenschweren Konzerne
die Möglichkeiten der MP3-Distribution vorher nicht erkannt haben?
Wirken nicht alle anderen bisherigen Bemühungen der Musikindustrie
gegen freie MP3-Distribution irgendwie viel zu hilflos für eine so
mächtige Lobby? In diesen Etagen gibt es keine Fehlentscheidungen mehr,
da wird keine Markttendenz versäumt, da sitzt jeder Marketingtrick.
Weltstars werden per Vertrag und über Nacht gemacht.
Und die haben erst jetzt mitbekommen, daß MP3 eine ernsthafte
Bedrohung für ihre Geschäfte "as they are" darstellt?
- Napster bildet als angreifbare Institution stellvertretend für die
gesamte MP3-Kultur einen gemeinsamen "Feind" der Musikindustrie.
Napster bietet einen hervorragenden Hebelpunkt für Prozesse,
Verfügungen und Gesetze gegen nicht organisierte Gruppen, die MP3
verwenden, den es so ohne diese Firma nicht gegeben hätte. Welch
überaus günstige Gelegenheit, daß sie gegründet wurde.
Napster als zentralisierter und konsensmonopolisierter Dienst für den
Austausch von MP3s bot endlich Gelegenheit für den einen großen
Skandalprozeß, der MP3 vom Thron des freien, allgemein angewandten
Dateiformates herabstoßen und durch proprietäre, auf jeden Fall aber
kommerzielle und "fälschungssichere", eigentlich verbreitungssichere
Formate ersetzen soll bzw. (noch besser!) per Gerichtsentschluß den
MP3-Standard nach den genannten Vorstellungen der Musikindustrie
neuzugestalten sucht.
- Metallica bildet als äußerst populäre Band nur einen Aufhänger, der
als Ankläger von den wirklichen Fadenziehern in der Musikindustrie
ablenken soll. Metallica soll Sympathien binden. Es gibt keinen
logischen Grund, der mir glaubwürdig klarmacht, weshalb Metallica sich
aus freien Stücken plötzlich ernsthaft mit aller Kraft ihres Geldes für
eine so "spießige" Sache einsetzen.
- Der Schauprozeß gegen Napster erhöht nur dessen Popularität.
Als ob das auf Anklägerseite nicht vorherzusehen gewesen wäre und hätte
verhindert werden müssen (was mit entsprechenden Geldmitteln sicherlich
kein Problem dargestellt hätte), nein, man gibt sich arglos und kämpft
über den Rechtsweg der freien Demokratie der USA für die
"Gerechtigkeit".
Im Hintergrund aber verwandelt sich Napster unter dem scheinbaren
Druck des Prozesses, in Wirklichkeit aber in Übereinstimmung mit den
Chefzentralen der Industrie allmählich schleichend in genau das um, was
die großen Konzerne wollen: eine biedere Plattform für kommerzielle
Medien-, speziell Musikangebote. Der Name ist bereits etabliert, besser
geht's gar nicht.
Die Industrie wird den Prozeß letztendlich zum Schein verlieren,
allmählich aber ihre Aktivitäten auf das selbstgebastelte Quasimonopol
Napster verlegen, das die eindeutig besseren (= kostengünstigeren)
Distributionsmechanismen besitzt: keine teuren Plattenpressungen, keine
2-CD-Cases, keine Hochglanzbooklets. Gleichzeitig ist der Angebotsmarkt
für illegale MP3-Distribution praktisch getilgt. Niemals wird wieder
jemand etwas wie Napster installieren können.
Diese Pläne existieren schon seit den 80ern, doch erst jetzt hat sich
durch den technischen Entwicklungsstand und die breite Akzeptanz der
entsprechenden Medien die Möglichkeit ergeben, sie durchzuführen.
Übrigens existieren Beweise aus glaubwürdigen Quellen dafür, daß viele
der großen Plattenkonzerne von Illuminaten geführt werden. (Vgl. Fanning
u. Barry, "Strukturen der Weltwirtschaft", ISBN 349922271X)
Regards, Fra "einer[1] der nützlichsten Workshops auf dem CCC 99" nk
--
[1] Theorie und Praxis der Verschwörungstheorie - Praxis und Theorie der
Verschwörung; der Name des Leiters ist mir leider entfallen.