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Re: [FYI] World Wide Web Consortium: Vom Militär gesponsort ?



Zu diesem Artikel muss ich doch ein paar offizielle 
Kommentare loswerden. 

On Mon, Oct 23, 2000 at 07:29:20PM +0200, Axel H Horns wrote:
> http://www.spiegel.de/druckversion/0,1588,99478,00.html
> 
> ------------------------------- CUT ---------------------------------
> 
> SPIEGEL ONLINE - 23. Oktober 2000, 12:58
> URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,99478,00.html 
> 
> NSA, CIA & Co.
>  
> In öffentlicher Mission
> 
> Von Konrad Lischka 
> 
> Die US-Geheimdienste spielten eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung 
> des Internet - die Legende verklärt das Web zum "Abfallprodukt des 
> Kalten Krieges". 

Das ist nachgewiesenermassen falsch. Vom Spiegel hätte ich mehr
erwartet als die immer neue Reproduktion von als falsch
verifizierten Gerüchten. (lese Buch Arpacadabra)

> Der ist vorbei, doch die Geheimdienste mischen 
> weiter mit. Als Risiko-Kapitalgeber zum Beispiel.  
> 
> [...]
> 
> World Wide Web Consortium: Vom Militär gesponsort  
> 
Das ist sehr missverständlich und tendiert nach falsch. Das W3C hat 
viele Projekte. Es gibt einen Teil des Projekts "Semantic Web"
(http://www.w3.org/RDF und http://www.w3.org/DesignIssues/) der
von der von der DARPA finanziert wird. Es gibt andere Projekte,
wie z.B. Teile des Web Accessibility Projects
(http://www.w3.org/WAI/), die zum Teil von der EU finanziert
werden. Dennoch finanziert sich das W3C hauptsächlich aus den
Mitgliedsbeiträgen der Unternehmen. Natürlich beobachten wir sehr
genau, was bei DAML passiert und sind auch involviert. DAML ist
noch abstrakter als RDF. RDF in der Community durchzusetzen hat
fast 3 Jahre gedauert. Langsam setzt es sich durch. DAML beruht
auf den Ideen zu RDF und geht weiter.


> Etwa an das 1994 gegründete World Wide Web Consortium. Jährlich 30 
> Millionen Dollar steckt die DARPA in das Projekt Next Generation 
> Internet (NGI), einem auf neuer Soft- und Hardware beruhendem Netz, 
> das laut Wissenschaftlern mit einer 1000 mal höheren Geschwindigkeit 
> als das heutige Netz in fünf bis zehn Jahren auch für private Nutzer 
> verfügbar sein soll.  

Die 30 Millionen gehen sicherlich nicht an das W3C.

> 
> Die Darpa Agent Markup Language (DAML) soll in ferner Zukunft im Netz 
> zur "Lingua Franca" für künstliche Intelligenzen werden. DAML würde 
> im Netz Zugriff auf den Code von Computerprogrammen, Daten von 
> Satelliten, Sensoren und allen angeschlossenen Maschinen ermöglichen. 
> Computer hätten die Menschen nicht mehr als Vermittler zur physischen 
> Welt nötig.  

RDF ist ein Rahmen für die automatisierte Erstellung und
Verarbeitung von Meta-Information. DAML baut auf diesem Konzept
auf und denkt an, was man damit alles machen kann. Der letzte
Satz ist dann ziemlich daneben, da es ein erstes Ziel des Projektes 
ist, die Auffindung und Verifizierung von Information zu
erleichtern. Bisherige Suchmaschinen sind dabei nicht sehr
erfolgreich. Next Generation Search-Engine ist aber eben weniger
zugkräftig. 
> 
> Gerade bei diesem Projekt wird der Hintergrund der IT-Offensive von 
> DARPA, CIA und Konsorten deutlich: Es ist der Versuch, die technische 
> Definitionsmacht wiederzugewinnen.  

Schon wieder daneben, denn einige der besten Experten auf diesem
Gebiet kommen von der Universtität Bristol. In Deutschland gibt
es in Karlsruhe und anderswo einige Initiativen. Der Vorsitzende
der Arbeitsgruppe zu RDF kommt ebenfalls aus Bristol.

Die Definitionsmacht als Erfolgs-Kriterium dürfte auch kaum
durchschlagend sein, seit sich die IETF geweigert hat, die
Abhör-Schnittstelle in IPv6 einzubauen....


Rigo Wenning            W3C/INRIA
Policy Analyst          2004, Routes des Lucioles
mail:rigo@w3.org        F-06902 Sophia Antipolis
+33 (0)6 73 84 87 31    http://www.w3.org/