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Re: ICANN und Otten...



Heiko Recktenwald schrieb:

>> Diktatorenart eine handverlesene Übermacht von ernannten und
>> bestellten Profidirektoren gegenübersteht. "Demokratur" sagen
>> meine Studenten dazu.

>Das ist ja nicht so ganz falsch ;-)

>> Arbeitsplätze der Zukunft aufgebaut. Es wird keine
>> Wissensgesellschaft geben ohne eine Wissensökonomie, die
>> wiederum auf der Einhaltung des Grundrechts geistigen Eigentums
>> basiert. Wer das infrage stellt, bedroht in Wirklichkeit die 

> Aber was versteht Otten unter Demokratie, wieso haelt er sie im Hinblick
> auf ICANN fuer noetig ?

> Soziologen...Martin, irgendeinen Kommentar ?

Na ja, eigentlich wollte ich mich zu Otten nicht aeussern, weil ich
denke, dass sich auch in Diskursen bestimmte evolutionaere
Fehlentwicklungen zumindest mittelfristig von selbst erledigen... :)
Dass solche windigen Figuren, die nicht einmal ein Mindestmass an
Stil zu zeigen in der Lage sind (siehe Kristians Kommentar), im
akademischen Bereich hochkommen koennen, ist fuer mich einmal mehr
ein Indikator fuer den katastrophalen Zustand des
Wissenschaftssystems, in Sonderheit der Hochschulen.

Von Otten habe ich bislang noch nicht ein einziges Mal irgendetwas
auch nur annaehrend methodisch Korrektes, analytisch Zutreffendes
oder spekulativ Ueberzeugendes gelesen. Demgegenueber ist selbst der
spaetpubertierend-pauschalisierende, rhetorisch reizvoll affektiv-
donnernde, allerdings auch antidemokratisch-massenverachtende
Kritikasmus eines Holger Veit erhellender. Otten erfuellt nicht
einmal geringe Ansprueche an Logik. Was soll denn nun der Fall sein
und was folgt aus wem? Ist das Internet derzeit demokratisch verfasst
oder war es das frueher aber jetzt nicht ("notwendiger Kampf um die
bitter benötigte Demokratie im Internet") oder kann es das erst in
Zukunft sein? Welche These moechte er denn nun praesentieren? Es ist
ein einziges haltloses Geeier. Man muss vermuten, dass er ueber keine
entwickelte Gesellschaftstheorie zur Beurteilung von Entwicklungen im
Bereich der IuK-Techniken verfuegt, dafuer selbstverstaendlich ueber
jede Menge an Cliches, die qua Position als wissenschaftlich
gewonnene Einsichten praesentiert werden koennen.

Ueber eine angemessen entwickelte Gesellschaftstheorie duerfte Andy
Mueller-Maguhn zwar auch nicht verfuegen, doch der kennt sich
immerhin in der Technik aus, praesentiert sich in den Interviews
ironisch, zugleich bescheiden, aber vor allem klug selbstdistanziert
und kann aufgrund seiner Diskursorientierung, die in dieser Form aus
meiner Sicht nur durch jahrelang tatsaechlich erfolgte Netznutzung
entstehen konnte, auf ein breit angelegtes Netz an differenzierten
Sozialkontakten zurueckgreifen. Wenns gut laeuft, kann er durch
Moderation zugriffsfest beliebig spezifische Intelligenzformen
aktivieren. Natuerlich wird auch er, sofern er sich laenger halten
kann und trotz aller hochsensibler Selbstbeobachtung als Funktionaer
irgendwann geschliffen werden. Bis das der Fall sein wird, sollte er
Organiationsstrukturen geschaffen haben, die diese ich glaube
zwangslaeufig erfolgende persoenliche Entwicklung kompensieren. Seine
Aeusserungen hier zum vordringlichen Aufbau europaeischer Strukturen
lassen da hoffen. Es ist der Haeuptlings-Sohn, der unter harten
Konflikten den Vater vorzeitig abloest - der Vater haelt aeusserlich
gegen und stimmt doch innerlich zu.

Gruss, Martin
-- 
Martin Rost - http://www.netzservice.de/Home/maro/ - Germany, Kiel