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Re: [FYI] Neues zu RPS



On Thu, Nov 02, 2000 at 11:08:46AM +0100, Thomas Roessler wrote:
> On 2000-11-02 10:55:10 +0100, Holger Veit wrote:
> 
> >> Aber dass Du die Robots "sozialadaequat" sein laesst, finde ich
> >> nicht ueberzeugend. Bei Nazizeug setzt sich gerade die Ansicht
> >> durch, dass das auch nicht mehr so einfach "sozialadaequat"
> >> ist.
> 
> > Robots und Nazizeug in einem Atemzug zu nennen, ist schon recht
> > nahe an Godwin.
> 
> Die Frage ist berechtigt - um mal in der Spanner-Analogie zu
> bleiben: Ist die systematische Suche, Katalogisierung und

Der Begriff der Spannerei ist in diesem Zusammenhang Polemik,
die nicht weiterfuehrt.

Dazu nur der Einwand mit dem Faktum des Glashauses Internet in einer
anderen Mail. Wer in gleichem Atemzug das Recht der Nutzung eines
offenen Netzes fuer sich in Anspruch nimmt und dieses anderen verweigern
will, dies, bezogen auf ihre persoenlichen Interessen ebenso zu tun
(und Spannerei, oder positiver Neugier oder Interesse an Informationen,
ist dabei ebenso legitim, wie der Wunsch, das Netz als private globale
Festplatte zu nutzen), ist inkonsequent.

Die beiden hier genannten Nutzungsmoeglichkeiten des Netzes, Oeffentlichkeit
auf der einen und Privatheit auf der anderen, sind nicht unvertraeglich,
solange es Kryptotechnologie gibt. Allerdings: TANSTAAFL.

> Veröffentlichung der besten Beobachtungsstandorte für nicht
> hinreichend geschützte Schlafzimmerfenster in ländlichen Gegenden
> (wo sonst kein Schwein vorbeikommt) sozialadäquat?

Das steht aber hier nicht zur Debatte. Heiko will seine MP3s im Netz
verfuegbar haben. Das ist okay. Er will aber den Aufwand fuer den
Schutz seiner Privatsphaere nicht bezahlen, sondern anderen aufdruecken.
Das ist nicht okay. Oder um Dein Spannerbeispiel auf dieselbe Ebene zu
bringen: Die Bewohner der Schlafzimmer haben selbst laengst Webcams 
vor ihrem Haus aufgestellt, ohne Eigentumsschild dran und ohne eigene
Ueberwachung, dass sich niemand anderes dran zu schaffen macht, aber
lamentieren jetzt Zeter und Mordio, wenn jemand sie nutzt und noch mehr,
wenn jemand in der Zeitung die Existenz berichtet.

Letzteres ist eine Variante der Sichtweise eines Robots. Wir erwarten,
dass es morgen in der Zeitung steht, wenn irgendwas Ungewoehnliches in
der eigenen Wohngegend passiert ist. Wenn man aber selber mit der
gruenen Minna abgeholt wurde, will man es komischerweise ploetzlich
nicht mehr.

> Ist es sozialadäquat, systematisch nach digitalen Versionen von
> urheberrechtlich geschützter Musik zu suchen, damit auch nu ja jeder
> zum Raubkopierer werden kann?

Nach dem Buchstaben des Urheberrechtes ist Napster ein Missbrauch, oder
von mir aus auch ein Hack, des entsprechenden Nutzungspassus'. Aber
offensichtlich liegt genau hier der Konflikt zwischen dem Willen der
Nutzer und dem der Produzenten. Der Kriminalisierung selbst der
anstaendigen Nutzer als 'Raubkopierer' stammt von den Produzenten.

> Machen wir uns doch nichts vor: MP3-Suchmaschinen taugen bestimmt
> nicht als Geschäftsmodell wegen der ganzen Avantgarde-Musik, die auf
> den Websites armer freischaffender Künstler herumliegen.

ACK, aber andere Baustelle.

Holger

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