[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

AW: AW: [FYI] Kein Online-Handel mit Medikamenten



> Manu
> Gesendet am: Samstag, 11. November 2000 01:32

> Schade das du auf das Werbeverbot für Arzneimittel in den Medien nicht
> eingegangen bist, aber wenn dieses mal geändert würde könnte auch
> jede Apotheke
> in Deutschland dieses Angebot bieten. Diese Apotheke hat ja wohl
> kein alleiniges Online Vermarktungsrecht.

Manu,

ich halte dieses Thema _hier_ für fehl am Platze. Denn ich bin Mitglied
dieser Mailingliste geworden, weil ich hier fachliche Kompetenz in Sachen
IT, neben dem gesellschaftlichen Engagement, vermute. Fachliche Kompetenz in
Sachen Gesundheitswesen halte ich hier für wenig wahrscheinlich. Und als
mehrfach Betroffener (chronischer Patient seit über 30 Jahren, Aktiver in
der Selbsthilfebewegung und privat mit der Gesundheitswirtschaft (Apotheken)
Verbundener) meine ich, solche Kompetenzen eher in anderen
Online-Plattformen vorzufinden, z.B. in
http://www.ecircle.de/circles/apotheken.

Du kannst das Werbeverbot für Arzneimittel nicht losgelöst von den anderen
Bedingungen des Gesundheitswesens betrachten. Ein Patient ist nie nur reiner
"Verbraucher". Und ein logistisches System der Arzneimittelversorgung (z.B.
auch mit einem Notdienst, der mich grundsätzlich jede 3. Nacht aus dem Bett
klingelt) muss als komplexes Gefüge vieler Bedingen gesehen werden. An
dieser Komplexität scheitert ja auch eine ansonsten nicht unintelligent
wirkende Gesundheitsministerin.

_Hier_ sollte es m.E. doch eher um den speziellen Aspekt gehe, den die
Anbieteform des Internets berührt. Ist diese Form für sich genommen schon so
legitimierend, dass die anderen Aspekte (Gesundheitsrecht, betriebliches
Logistik-Netz, psycho-soziale Bedingungen der Gesundheitsberatung und
Nachsorge etc.) darüber vernachlässigt werden dürfen? Das eben halte ich für
den oberflächlichen Kurzschluss bei der Bewertung dieses Abstauber-Konzepts.

Natürlich sind auch etliche herkömmliche Apotheken inzwischen im Netz
präsent. Und natürlich können auch sie dort mit ihren regionalen Kunden
kommunizieren. Und natürlich kann sich auch daraus in begründeten Fällen
eine Heim-Versorgung bzw. -Zulieferung von Arzneimitteln ergeben. Ich selbst
plädiere auch für die Ausweitung der bisherigen Kontakte zwischen Apotheken
und ihren Kunden auf diesen Online-Weg. Als Rollstuhlfahrer sehe ich darin
auch einen konkreten Sinn, habe selbst auch anderen Mobilitätsbehinderten
(z.B. in Altenheimen) per Rollstuhl schon Medikemente geliefert. Nur ist
halt der Bezug zu den gegebenen Bedingungen des Gesundheitswesens, der
Kontakt zum verordnenden Arzt, dessen Kenntnis des Patienten, der Kontakt
zur Apotheke des Vertrauens, deren Kenntnis des Patienten und die punktuelle
Auswahl der Belieferungsform nicht einfach abstrakt beiseitegelassen,
sondern konkret im jeweiligen Einzelfall gewährleistet. Damit übrigens auch
das Vertrauen in die Sicherheit der Medikamenten-Lieferung, die z.B. auch
über die wissenschaftliche Qualifizierung der ApothekerInnen gewährleistet
ist. Und die wird, persönlich zur Verfügung gestellt, rund um die Uhr in
einer Region garantiert, finanziert in Mischform, die so auch den
solidarischen Charakter der Krankenversicherung unterstützt. Für den
möglichen "noctu-Zuschlag" von wenigen Mark stünde rein martwirtschaftlich
betrachtet jedenfalls kein Profi nächtens aus dem Bett.

Das Internet hat in diesem Zusammenhang vor allem die Bedeutung der
erleichterten Kommunikation, zeitsouverän, für Patienten/Kunden wie für die
Apotheker. Für die scheinbaren (!) anderen Aspekte (Versand, Logistik,
Lagerhaltung, Preisbindung, etc.) gibt es andere und rechtsverbindliche
Regelungen mit guten Begründungen oder die üblichen Möglichkeiten der
Gesetzesänderung. Dafür sollte nicht auf halbkriminelle Instant-Lösungen
zurückgegriffen werden, die dann auch dem vermittelnden Medium (des
Internet) etwas Halbseidenes im Image verschaffen.

Nur weil im Web ein Bestellformular für alles Mögliche realisierbar ist, ist
es deswegen nicht legitim, auch die Versorgung mit Arzneimitteln ohne
Beachtung sonstiger Bezüge darüber abzuwickeln. Man muss vom
Gesundheitswesen schon mehr verstehen, als man es sich in kurzer Zeit (z.B.
der Ausbildung zum Pharmareferenten oder zur Gesundheitsministerin) anlesen
kann, um die gesamte Komplexität von Gesundheit, (chronischer) Krankheit und
dem notwendigen und sinnvollen Betreuungs- und Versorgungssystem erfassen zu
können.

Lass uns hier beim Internet-Aspekt der IuK im Gesundheitswesen bleiben,
dessen Bedingungen aber ansonsten am geeigneteren Ort diskutieren. Dort
könnte es dann auch meine Partnerin, Apothekerin, tun, die auch dir wie
unseren lokalen Patienten dann mit Aufklärung und Beratung zur Verfügung
stünde (z.B. in http://www.ecircle.de/circles/Wiesen-Apotheke). Über diese
DFÜ-Option in der Apotheke habe ja auch ich seit Bestehen der Apotheke
(1986) Kontakt zur Online-Welt, zu Mitpatienten etc (*SYNAPSE#).

Gruß

Hans