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Re: Experiment zu Machtstrukturen und Zensur im Internet



Hi Alvar,

Alvar Freude (alvar.freude@merz-akademie.de) - Wed, Dec 13, 2000 at 12:24:04AM +0100:
> Möglichkeiten und die tatsächlichen Fälle zu berichten, sondern auch zu
> zeigen wie weit Zensur, Kontrolle und Manipulation schon wirklich
> möglich sind. Und wie sie von der Mehrheit der betroffenen aufgenommen
> wird.

Nicht mehr, weil ein Proxy zur Selbstverstaendlichkeit geworden ist. Ich
weiss nicht, ob Du das noch mitbekommen hast, was das hier fuer einen
Aufschrei gab, als die ersten 'Internetprovider fuer Jedermann' kamen,
Internet zum billigpreis angeboten haben, und dann Web-Zwangs-Proxies
installiert haben. 'Die Alten' haben das Problem sofort erkannt und auch
entsprechend verkuendet. Auf der anderen Seite waren die Vorteile eines
Proxy nicht von der Hand zu weisen.

Es kam also so, dass diejenigen, die sich der Problematik bewusst waren,
nicht hinter einem solchen Provider angeschlossen ahben, aber durchaus
einen (eigenen) Proxy verwendet haben (da weiss man schliesslich, was
man hat) und die Proxies damit weiterentwickelt haben.

Wir brauchen mit Sicherheit mal ein grossangelegtes Beispiel von
Sabotage. um die *welcher_Schuetzer_ist_das_hier?_Datenschuetzer*? auf
den Plan zu rufen.

> ja; Und wenn man sich mit > 90% zufrieden gibt, dann reichen auch die
> Direktverbindungen, dann ist zwar nicht alles dicht, aber das meiste.
> Gesellschaftlich meiner Ansicht nach auch nicht akzeptabel ;-)

Genau. (Bloeder Vergleich: aber Kinder lass ich ja auch nicht
unbegleitet in einen Sexshop...) Wenn Kinder ins Internet gehen sollen,
dann unter Aufsicht...

> Der unterschied zu den bisher praktizierten Filtern und Blockern ist,
> dass bei uns nicht nur das Blocken sondern das völlige Ändern der
> Inhalte möglich ist. Und es zeigt sich, wie zu erwarten war, dass es
> kaum bemerkt wird.

Ich glaube, sowas gibt es schon laenger. Ein Proxy hat irgendwo eine
gewisse Aehnlichkeit mit einem Webserver und bei denen ist das ja sogar
teilweise erwuenscht.

Aber das besonders Wichtige an Eurer Arbeit: Ihr habt bewiesen, wie
gefaehrlich das sit, dass das kaum einer realisiert, bzw. sich davon
irritieren laesst (Ihr schreibt ja, dass die Leute ihre Standardseiten
auch dann noch verwendet haben, nachdem es zum X-Ten Mal Kaese geliefert
hat.)

> Frankreich verlangt eine Blockade für bestimmte Seiten von Yahoo für
> französische Netz-Nutzer.

Politiker verlange viel, wenn der Tag lang ist. Die Frage ist, ob sie
das *kriegen* koennen. Wenn Du die Moeglichkeit hast, als Behoerde,
saemtliche gerade stattfindenden Aussengespraeche zu kappen, dann ist
das eine Sache. Wenn Du lediglich laut aufheulen kannst, oder
feststellen kannst, dass da Traffic laeuft, dann kannst Du vielleicht
versuchen wen zu verklagen, aber das wars auch schon. Du kannst den
Informationsfluss nicht voellig unterbinden. (Nebenbei: ich kann mir
sehr gut vorstellen, dass so ein huebsch verschluesselter Kram einer
Uebertragung eines Binaerprogrammes sehr aehnlich sehen kann - oder
irgendeines anderen hochproprietaeren Protokolls)

> Der Versuch der Musikindustrie, an den internationalen Gateways ihre
> Filter zu installieren.

Sie versuchen das sicher - wuerde ich auch. Ob sie damit allerdings
durchkommen, sei mal dahingestellt.

Aber 'Diebstahl' mit wirtschaftlichem Schaden, da sind sich gerne alle
einig, dass das nicht geht. D.h. Napster&Co koennte auf die Liste der
'indizierten Spiele' kommen.

Alles Andere muss man den Leuten vorfuehren und an die grosse
Presseglocke haengen. Dann koennte das auch funktionieren, weil
Ueberwachung und Manipulation durch den Staat will kaum einer hinnehmen,
da werden sie momentan auch alle noch wach.

Schade nur, dass die Leute immer erst dann reagieren, wenn so eine Idee
aus dem Testlabor ausbricht und in groesserem Stil eingesetzt wird.

(Dass das tehcnisch geht, darueber duerften sich viele Leute nicht
wundern, aber dass das tatsaechlich auch wer so grob ausnutzt, das
koennte einschlagen...)

neko
-- 
Simone Demmel					neko@greenie.muc.de
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