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Re: Werthebach: wer blamiert sich?



> > > Insbesondere fordert er die Eindeutschung der Internet-Sprache,
> > Es wird ja schon langsam peinlich wie sich CDU-Leute dauernd
> > aufs Neue blamieren.
>
> Was soll daran blamabel sein?

Ich habe gerade in letzter Zeit so manche politischen Debatten
verfolgt (möglichst ungefiltert, d.h. live ... tschuldigung ...
unmittelbar übertragen). Dabei fielen die Beiträge der CDU im
Regelfall höchst blamabel aus, geprägt von Engstirnigkeit,
Uninformiertheit und verzweifelter Polemik. Diese Forderung nach
der "Eindeutschung der Internet-Sprache" fällt in die gleiche Rubrik.
Das Internet ist keine nationale Angelegenheit, sondern eine
globale Geschichte. Das hat zur Folge, dass die Dienste, die
darüber betrieben werden, genauso international sind. Historisch
bedingt ist die Konsenssprache in den Netzdiensten eben
Englisch. Und dies wirkte sich eben auch auf die "Internet-
Sprache" aus. Hmm, sollte heissen, "Sprache des Netzwerks aus
Netzwerken" (mögliche sachbezogene Übersetzung für den
Anglizismus 'Internet').
Was der CDU-Mensch da fordert, ist eine Rückwärtsdrehung der
Zeitschraube um 12-14 Jahren mit unmittelbar darauffolgender
Abschottung der deutschen "Insel". Dann wäre das Ganze
möglich. Aber der Zug ist weg. Schon lange.

> Es ist schon sehr viel zunaechst fremdsprachlicher Wortschatz
> nachtraeglich eingedeutscht worden.

Andere Sprachkulturen haben ihrerseits deutsche Wörter
aufgenommen (Bsp.: Gesundheit, Kindergarten im englischen
Sprachraum). Ich sehe darin kein Problem, eher im Gegenteil.

> Ob Werthebach weiss, wovon er redet, kann man an diesen oberflaechlichen
> Berichten nicht erkennen.

Er wettert gegen Anglizismen und verwendet im gleichen Satz
selbst einen an zentraler Stelle. Noch Fragen?

> > Problematisch wird es nur, wenn ahnungslose Schwätzer gross daherreden
> > und damit andere Ahnungslose auch noch überzeugen. Dann wird aus dem
> > Geschwätz vielleicht noch ein Problem.....
>
> Im Moment reden vor allem ahnungslose Neunmalkluge gegen Werthebach.
> Etwa von "die Sprache veraendert sich auf natuerliche Weise" u.dgl.

Der eingeforderte Zwang zur "Reinheit der deutschen Sprache" ist
für mich eine soziologische Kapitulation, oder hat der
deutschsprachliche Kulturkreis so wenig Selbstvertrauen, dass er
eine "Vereinnahmung durch Verfremdung" fürchten muss?

> Sprache ist Konvention und als solche Ergebnis des menschlichen Handelns.

Wie im realen Leben als auch im Internet. Siehe oben.

> Ich persoenlich
> lese lieber franzoesische als deutsche EDV-Fachzeitschriften.  Aus eben
> dem Grund, den Werthebach anspricht.

Dann empfehle ich bei der Wahl der deutschsprachigen
Zeitschriften die Boulevardblätter künftig zu ignorieren und
stattdessen die gehaltvolleren Zeitschriften einzubeziehen. Eine
unnütze und übertriebene Verwendung von fremdsprachlichen
Begriffen weit jenseits von o.g. Konventionen der Benutzerkreise ist
vorwiegend bei diesen knallbunten Blättern zu finden.

> Handeln unterliegt der Ethik, und Konventionen/Normen stehen im
> Spannungsfeld der Politik.  Politische Einflussnahme auf Sprachnormen war
> in der Geschichte sehr haeufig und oft erfolgreich.

Das Netz und dessen Gewohnheiten sowie dessen sprachliche
Konventionen haben sich von der Politik völlig unbehelligt und vor
allem zu einem globalem Gebilde entwickelt. Es ist reichlich naiv
nun durch politische Massnahmen nationale Konventionen
aufoktruieren zu wollen. Deine Vergleiche beziehen sich im
Gegensatz zur Sachlage "Netz" auf geographisch begrenzte
Bereiche.


MfG Olaf