[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Werthebach: wer blamiert sich?



> > Insbesondere fordert er die Eindeutschung der Internet-Sprache,

> Es wird ja schon langsam peinlich wie sich CDU-Leute dauernd
> aufs Neue blamieren.

Was soll daran blamabel sein?
Es ist schon sehr viel zunaechst fremdsprachlicher Wortschatz
nachtraeglich eingedeutscht worden.
Ob Werthebach weiss, wovon er redet, kann man an diesen oberflaechlichen
Berichten nicht erkennen.

> Problematisch wird es nur, wenn ahnungslose Schwätzer gross daherreden
> und damit andere Ahnungslose auch noch überzeugen. Dann wird aus dem
> Geschwätz vielleicht noch ein Problem.....

Im Moment reden vor allem ahnungslose Neunmalkluge gegen Werthebach.
Etwa von "die Sprache veraendert sich auf natuerliche Weise" u.dgl.
Auch Internet-Standards veraendern sich auf "natuerliche" Weise.
Etwas als "natuerlich" zu betrachten, ist nicht viel mehr als
die Willensentscheidung dessen, der zwischen Handeln und Studieren waehlt.
Auch die Mannheimer Sprachwissenschaftler oder die Leute von der GfdS
druecken mit ihrem ach so wissenschaftlichen Standpunkt nur ihre
persoenliche Entscheidung in dieser Frage aus.  Da diese Entscheidung
mit dem Selbstwertgefuehl und der Berufsideologie zusammenhaengt, faellt
die Stellungnahme dann manchmal leidenschaftlich aus.  Aber klueger als
die Fuehrungsspitze der GI sind diese Professoren auch nicht unbedingt.

Sprache ist Konvention und als solche Ergebnis des menschlichen Handelns.
Es gibt immer nur ziemlich wenige Maechte, die bestimmen, was "sich"
durchsetzt.  Wir alle muessen dann mit dem Ergebnis leben und aergern uns
vielleicht drueber, wenn wir etwas sprachbewusster sind.  Ich persoenlich
lese lieber franzoesische als deutsche EDV-Fachzeitschriften.  Aus eben
dem Grund, den Werthebach anspricht.

Handeln unterliegt der Ethik, und Konventionen/Normen stehen im
Spannungsfeld der Politik.  Politische Einflussnahme auf Sprachnormen war
in der Geschichte sehr haeufig und oft erfolgreich.

M.E. blamieren sich vor allem all die Neunmalklugen mit ihrem Geschwaetz
von der "natuerlichen Entwicklung" der Sprache.  Am meisten diejenigen,
die das mit Wissenschaftler-Berufsideologie verbinden und im Namen grosser
Verbaende sprechen.  Das ist alles seit alter Zeit unter dem Stichwort
"naturalistischer Fehlschluss" in der Philosophie bekannt.

-phm