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Re: Gesellschaftspaltung durch Sprachkolonisierung?



> Man mag meinen, das habe mit dem sprachlichen Kolonialismus nichts zu tun.
> Hat es aber vermutlich doch.  Die Beobachtung von der gespaltenen
> Gesellschaft ist nicht ganz falsch, auch wenn die Lage nicht so einfach
> ist, wie Werthebachs (aus zweiter Hand referierte) Aussagen es erscheinen
> lassen.

Es hilft vielleicht, wenn man sich klar macht, warum der Nationalstaat in
der Geschichte so erfolgreich und so eng mit der Demokratie verbunden war.
Erst der Nationalstaat ermoeglichte es ueber die Nationalsprache, breite
Volksschichten in ein System der engen Kommunikation ueber die Res Publica
einzubinden.  Befreiung von der Herrschaft der feudalistischen Elite war
nur durch Propagierung der Nationalsprache (gegen das Lateinische) und des
Nationalstaates moeglich.

Im Zusammenhang mit der Entnationalisierung zeigen sich auch manche
Tendenzen der Entdemokratisierung.  Entscheidungen werden haeufig auf
einer Ebene getroffen, wo keine Oeffentlichkeit und keine parlamentarische
Kontrolle mehr wirkt.  Es mag sein, dass das ein Uebergangsstadium zum
demokratischen Weltstaat ist.  Das sagt aber niemand.  Es scheint auch
keinen Konsens fuer eine solche Weltrepublik zu geben.  Was bleibt sind
angeschlagene Nationalstaaten mit gespaltenen Gesellschaften a la
Hongkong.

-phm