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Re: Werthebach: wer blamiert sich?



PILCH Hartmut wrote:
> 
> [...]
> 
> Sie bezogen sich z.B. auf Woerter wie "logiciel" (Software) und
> "eingebettete Systeme" (auch im Deutschen in letzter Zeit haeufiger), die
> sich nachtraeglich gegen etablierten "globalen" Jargon durchzusetzen
> vermochten.  

Ist es nicht völlig egal, wie abstrakte, technische Dinge benannt
werden. 
Wörter sind nur Repräsentanten der Dinge. Solange der Kern einer Sprache 
nicht aufgeweicht wird und stabil ist, können IMO beliebig viele Wörter 
- aus welcher Sprache auch immer - hinzugefügt werden. 
Ist es nicht so, dass man die Bedeutung, also das was repräsentiert
wird,
lernen muss. Ich denke, das die Kritiker von Anglizismen etc., den 
Eindruck haben, dass ein neuer Begriff mit deutschen Worten ausgedrückt,
leichter verständlich wäre. 
Was z.B. ein "eingebettet System" oder "embedded system" ist, bleibt dem
Laien unabhängig von der Sprache zunächst verschlossen. Erst
weiterführende
Erklärungen machen den Begriff verständlich, da es sich um eine neue
Vokabel handelt.
Eine mögliche Sicht wäre auch folgende:
Liest man eine neue Bezeichnung bestehend aus wohl bekannten Worten, ist
es eher so, dass man sofort eine Bedeutung assoziert, die evtl. falsch
ist. Der Begriff wird nicht hinterfragt, die intendierte Bedeutung
bleibt
verschlossen.
Weiterer Vorteil: Wird der Begriff international benutzt, hat man ihn 
direkt für viele Sprache gelernt. Das ist effzient ... ;-)
Die Sprache nicht mit Fremdwörtern zu bereichern, halte ich eher für
einen Nachteil.

Thomas

> Z.T. mit politischer Nachhilfe.  Dass ein Thema sich vor
> allem in englischsprachiger Kommunikation etabliert hat, ist kein Grund,
> nicht nachtraeglich eine gepflegte deutschsprachige Kommunikation darueber
> zu etablieren.  Im Gegenteil.  Da liegt ja gerade das Problem.  Das
> "mangelnde soziologische Selbstvertrauen" ist m.E. lediglich eine
> realistische Selbsteinschaetzung:  zunehmend viele ernsthafte Themen
> werden zuerst im englischsprachigen Kontext diskutiert.  Gleichzeitig
> entsteht frueher oder spaeter der Bedarf, sie auch in einem
> deutschsprachigen Rahmen effektiv (moeglichst ohne Anlehnung an das
> in diesem Rahmen nicht als 100% intuitiv bekannt vorauszusetzende
> Englische) behandeln zu koennen.  Das ist nicht ohne eine aktive
> Neubenennung von Begriffen moeglich, und eine solche Neubenennung verdient
> besondere Unterstuetzung, wie jede Bemuehung um die Bildung
> von Normen/Konventionen.  Wir wissen doch sehr gut, was herauskommt,
> wenn man dass man das WWW der "natuerlichen Entwicklung" durch Microsoft,
> Netscape und wenige andere uberlaesst.  Ist auch das W3C ein Ausdruck
> fehlenden soziologischen Selbstvertrauens?  Ich wuerde glatt sagen:  JA.
> 
> -phm