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Zensur



Ein etwas aelterer Artikel, den ich aber interessant fand.

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Wer schützt die Kinder vor unserer Zensur?

Klar ist auch: Das Internet ist das einzige Instrument der freien Rede, das
in Zukunft eine Rolle spielen wird. In den kommenden Monaten wird
entschieden, ob es dabei bleibt. Schon im Jahr 2000 ging es Schlag auf
Schlag: In Großbritannien kann man mittlerweile ins Gefängnis wandern, wenn
man Daten verschlüsselt und auf polizeiliche Anforderung nicht wieder
entschlüsseln kann. In Deutschland werden Provider für Nazi-Inhalte zur
Rechenschaft gezogen, und findige Anwälte machen Jagd auf Privatleute, die
Links auf die falschen Websites setzen. In den USA wurde im Dezember ein
erneuter Versuch unternommen, eine Internet-Filter-Vorschrift für Schulen
und Bibliotheken an ein unverdächtiges Gesetz anzuhängen und
durchzuschmuggeln. In Frankreich versuchte man im Juli, Anonymität im
Internet per Gesetz zu verbieten: Die Liste ließe sich schier endlos
fortsetzen. Und mit Kinderpornografie hat man international einen
gemeinsamen Feind gefunden, der fast jedes Mittel rechtfertigt. Anders aber
als noch vor wenigen Jahren findet dieses Treiben keine große öffentliche
Resonanz mehr. Damit wächst die Gefahr, dass die Freiheitschance des
Internet verspielt wird.

Noch immer hat kaum mehr als ein Viertel der Bevölkerung hierzulande
überhaupt einen Zugang zum Netz. Die Generation jedoch, die jetzt
heranwächst, wird mit den Gesetzen leben müssen, die gegen diese Minderheit
erlassen werden.

moeller@scireview.de

taz Nr. 6337 vom 4.1.2001, Seite 17, 308 Zeilen, TAZ-Bericht ERIK MÖLLER



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Moritz Molle
mmolle@m-molle.de