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Die technische Erfindung ... morgen: aktuelles Seminarprogramm
- To: debate@lists.fitug.de
- Subject: Die technische Erfindung ... morgen: aktuelles Seminarprogramm
- From: PILCH Hartmut <phm@a2e.de>
- Date: 04 Jul 2001 15:55:14 +0200
Es wurde noch einmal um einiges interessanter.
Hier eine leicht ausdruck- und versendbare Textfassung:
http://swpat.ffii.org/penmi/linuxtag-2001/
[EN English] [FR Francais] [Übersetzungsvorlage]
----------------------------------------------------------
15 Jahre ePATENTE in Europa
Die technische Erfindung 1986, heute und morgen
Seminar 2001-07-05 Stuttgart Linuxtag CCA III
FFII.org, ENEF.org, VOV.de und eurolinux.org
Einleitung
Um 1986 erklärten Patentrechtslehrbücher und -kommentare
einhellig, das europäische Patentrecht biete keinerlei
Spielraum, um Forderungen aus der Softwarebranche nach
Patentschutz für ihre erfinderischen Leistungen
entgegenzukommen. Vielfach wurde beklagt, das geltende
Urheberrecht biete nicht genügend Schutz gegen Nachahmung,
aber die Tür zum Patentschutz für Software schien fest
verschlossen. Mit den Prüfungsrichtlinien des Europäischen
Patentamtes (EPA) von 1985 wurde indes unbemerkt ein Spalt
für "Programme mit technischem Effekt" geöffnet und eine
Lockerung des Technikbegriffs vorbereitet, die nach
herrschender Rechtsauffassung nur einer Aufgabe jeglicher
übersehbarer Begrenzung der Patentierbarkeit gleichkommen
konnte. Ein Jahr später, 1986, wurde der Spalt durch zwei
Entscheidungen der Technischen Beschwerdekammer des EPA zu
einer sichtbaren Bresche verbreitert. Seitdem hat das EPA
mehr als 30000 Patente für (un)technische Lehren erteilt,
die bis dahin als Organisations- und Rechenregeln oder als
Programme für Datenverarbeitungsanlagen (als solche)
abgelehnt worden wären. Richter und Rechtsgelehrte haben
inzwischen allerlei Abgrenzungsregeln vorgeschlagen, um
diese Entwicklung erneut auf eine systematische Grundlage
zu stellen und im Sinne der Innovationsförderung
angemessen zu gestalten. Ziel dieses Seminars ist es, zu
ergründen, in wie weit dies gelungen ist oder gelingen
kann. Es gilt zu erforschen, wie sich der Raum der
Innovationen entlang der Achsen materiell vs immateriell,
Naturgesetze vs Rechenregeln, konkret vs abstrakt, Lösung
vs Problem, trivial vs schwierig, kausal vs funktional usw
aufteilt, und was verschiedene mögliche Abgrenzungsregeln
in diesem Raum bewirken. Als empirische Grundlage dieser
Innovationskartographie dienen die in den letzten 15
Jahren vom Europäischen Patentamt erteilten Patente. Wir
halten wir zunächst ein eintätiges Seminar am Donnerstag
den 5. Juli im Rahmen des Linuxtages auf dem Stuttgarter
Messegelände ab. Zusammen mit weiteren
Folgeveranstaltungen erhoffen sich der FFII e.V., ENEF
e.V., VOV e.V. und andere Beteiligte von diesem Seminar
Impulse zu wertvollen Erkenntnissgewinnen auf einem
wissenschaftlich faszinierenden und politisch bedeutenden
interdisziplinären Gebiet.
Wann?
2001-07-05, Donnerstag, 10.00-18.00
ferner gibt es eine Podiumsdiskussion am Sonntag.
Wo?
Messegelände Stuttgart/Killesberg, Linuxtag, CCA III
Anreise
per Bahn:
Stuttgart Hauptbahnhof, U7 Richtung Killesberg/Messe
per Auto:
den Schildern nach "Messegelände Killesberg" oder
"Messe" folgen
Wie?
Wenn Sie an dem Seminar aktiv teilnehmen möchten, nehmen
Sie sich bitte formlos zu linuxtag-2001@ffii.org Kontakt
auf. Zuhören können Sie auch ohne Anmeldung.
Wir möchten eingesandte Beiträge mit dieser Webseite
verweben und auch in papiergerechter Form (PDF)
aufbereiten. Eine größere Folgeveranstaltung ist geplant.
Tagungsplan (2001-07-05, Donnerstag)
+--------------------------------------------------------+
| Zeit | Fragenkomplex |Referenten|
|------+--------------------------------------+----------|
| |Die Softwarepatente des EPA | |
| | | |
|10: | * Klassifikation und Beispiele | |
|00-11:| * Wirkungsansprüche: Probleme oder |ar, xuan |
|00 | Lösungen? |usw |
| | * Schwierigkeit und Abstraktheit | |
| | * Statistik: Verteilung und | |
| | historische Entwicklung | |
|------+--------------------------------------+----------|
| |Problemlösung durch Naturkräfte oder | |
| |durch Rechnen? -- Der Erfindungs- und | |
| |Technikbegriff des EPÜ und des | |
| |Gewohnheitsrechts bis 1986 | |
| | | |
| | * Dispositionsprogramm 1976, | |
|11: | Walzstabteilung 1980, |phm, xuan |
|30-12:| Antiblockiersystem 1980 usw |usw |
|30 | * Physische Modellierung der Logik | |
| | (Turing-Maschine) vs Logische | |
| | Modellierung der Physik | |
| | (Pralltestsimulation) | |
| | * Wie viele der heutigen EPA-Patente| |
| | können/müssen als technisch | |
| | gelten? | |
|------+--------------------------------------+----------|
| |Die Rechtsprechungspraxis seit 1986, | |
| |mögliche Systematisierungen und deren | |
| |Auswirkungen: | |
| | | |
| | * Vicom (1986), Sohei (1986), Koch &| |
| | Sterzel (1987), Chinesische | |
| | Schriftzeichen (1992), | |
| | Seitenpuffer (1992), Tauchcomputer| |
| | (1993), IBM computer programm | |
| | product (1997), Automatische | |
| | Absatzsteuerung (1998), | |
|13: | Sprachanalyse (2000), | |
|30-14:| Logikverifikation (2000), Suche |te, rn usw|
|30 | fehlerhafter Zeichenketten (2000),| |
| | pension fund system (2000) usw | |
| | * Schar (EPA): Erfindung = | |
| | praktische wiederholbare | |
| | Problemlösung | |
| | * Melullis (BGH): Erfindung = | |
| | konkrete wiederholbare | |
| | Problemlösung ohne | |
| | zugrundeliegendes Konzept | |
| | * Chisum 1986, Nack 1999, Laat 2000| |
| | usw: Erfindung = abstrakte | |
| | wiederholbare Lösung. Wozu die | |
| | Angst? | |
|------+--------------------------------------+----------|
| |Wo bietet das Urheberrecht ungenügende| |
| |Leistungsanreize und welche | |
| |Alternativen gibt es? | |
| | | |
| | * Newell 1986, Tamai 1998 usw: | |
| | Organisations- und Rechenregeln | |
| | sind sind entweder trival oder | |
| | abstrakt | |
|15: | * Leistungsschutzbedürfnis vs | |
|00-16:| Freihaltungsbedürfnis im |jh, rb, cl|
|30 | technischen vs untechnischen |usw |
| | Bereich | |
| | * Probleme des Patentwesen bei | |
| | echten "technischen Erfindungen" | |
| | am Beispiel des Streits um | |
| | südafrikanische AIDS-Medikamente: | |
| | brauchen wir insgesamt eine andere| |
| | Arbeitsteilung zwischen | |
| | öffentlicher und privater | |
| | Forschung? | |
|------+--------------------------------------+----------|
|17: |Öffentlicher Vortrag mit Diskussion: |Daniel |
|00-18:|Europäische Softwarepatente und Freie |Riek |
|00 |Software | |
+--------------------------------------------------------+
Podiumsdiskussion (2001-07-08, Sonntag)
Außerdem finden sich einige der Seminarteilnehmer am
Sonntag im Rahmen des Linuxtag-Kongressprogramms zu einer
abschließende Podiumsdiskussion ein.
Wann?:
2001-07-08 14:30-16:00
Wo?:
CongressCentrum B/Saal X a/b
Ablauf:
Drei Podiumsteilnehmer referieren jeweils 5 Minuten zu
einer Frage. Danach gibt es 15 Minuten Diskussion. Zum
Schluss stellt das Publikum dem Podium Fragen.
+----------------------------------------------------+
|Zeit| Fragenkomplex |Referenten|
|----+------------------------------------+----------|
|14: |Wie sehen typische europäische | |
|30 |Softwarepatente aus? Wie viele "gute|xuan |
| |Patente" gibt es? | |
|----+------------------------------------+----------|
| |Die Grenzen der Patentierbarkeit: | |
|14: |Macht der Universalrechner jede neue|js |
|50 |Organisations- und Rechenregel zu | |
| |einer technischen Erfindung? | |
|----+------------------------------------+----------|
|15: |Welche Art von Investitionsschutz |ft |
|10 |brauchen Softwareunternehmen heute? | |
|----+------------------------------------+----------|
|15: |? ? ? |Publikum |
|30 | | |
+----------------------------------------------------+
Veranstalter und Unterstützer
Wir danken insbesondere der Firma Skyrix für die Übernahme
von Reisespesen einiger unserer Redner und der Firma SuSE
für die Freistellung von Personalressourcen zur
Unterstützung dieser Veranstaltung. Statten Sie bitte
diesen Firmen einen Besuch auf dem Linuxtag ab, schauen
Sie sich ihre Produkte und Dienstleistungen genau an!
FFII
ENEF
VOV
EUROLINUX
SKYRIX
SUSE
Teilnehmer
Zugesagt haben bisher folgende Teilnehmer.
+--------------------------------------------------------+
|Arnim Rupp |Heidelberg|Gruselkabinett der Europäischen |
| | |Softwarepatente |
|------------+----------+--------------------------------|
|N.N. |Berlin |European Net Economy Forum |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |Erstellte im Auftrag einer |
|Jean-Paul | |französischen |
|Smets |FR Paris |Regierungsorganisation eine sehr|
| | |lesenswerte Studie zum Thema |
| | |Softwarepatente |
|------------+----------+--------------------------------|
|Józef |PL |Polnisches Patentamt |
|Halbersztadt|Warszawa | |
|------------+----------+--------------------------------|
|Gerd Becker |Stuttgart |Sprecher des Virtuellen |
| | |Ortsvereins der SPD (VOV.de) |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |Softwareunternehmer, Autor einer|
| | |popularisierenden Darstellung |
|Xuan Baldauf|Leipzig |der Problematik, hat sich im |
| | |Rahmen der Arbeit des FFII |
| | |detailliert Gedanken über den |
| | |Technikbegriff gemacht |
|------------+----------+--------------------------------|
|Thomas | |Jurist, schrieb Magisterarbeit |
|Ebinger |Berlin |über Patentierbarkeit von |
| | |Computerprogrammen |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |Max-Planck-Institut für |
| | |Internationales Patent-, |
| | |Urheber- und Wettbewerbsrecht, |
|Ralph Nack |München |promoviert über Grenzen der |
| | |Patentierbarkeit insbes im |
| | |Hinblick auf Geschäftsverfahren:|
| | |neuere Rechtsprechung und |
| | |mögliche Systematik |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |RA Dipl. Phys., Justitiar des |
|Jürgen |Freiburg |Linux-Verbandes, Autor |
|Siepmann | |zahlreicher Artikel über |
| | |Softwarepatente |
|------------+----------+--------------------------------|
|Christian | |im Entwicklungshilfe-Bereich |
|Labadie |Hannover |tätig, Kenner der Probleme |
| | |Südafrikas mit Pharmapatenten |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |Kenner der juristischen und |
| | |ökonomischen Fachliteratur zu |
|Holger | |Softwarepatenten, Triebfeder der|
|Blasum |München |Dokumentationsarbeit des FFII, |
| | |Lieferant von |
| | |neuheitsschädigenden Dokumenten |
| | |für Bountyquest |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |Vorstandsmitglied Linux-Verband,|
|Daniel Riek |Bonn |Geschäftsführer der Alcove |
| | |Deutschland GmbH |
|------------+----------+--------------------------------|
|Hartmut | |Mitarbeiter der SuSE Linux AG, |
|Pilch |München |Vorsitzender des FFII, |
| | |Eurolinux-Sprecher |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |VOSN en Software Patenten und |
| | |Softwareunternehmer, bearbeitet |
| | |für eine holländische |
| | |IT-Vereinigung das Thema |
|Luuk van |NL |Softwarepatente und wurde vom |
|Dijk |Groningen |holländischen Parlament |
| | |aufgefordert, zusammen mit der |
| | |Gegenseite einen Vorschlag zur |
| | |Verhinderung von Trivialpatenten|
| | |zu erarbeiten |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |lehrt in Verwaltungshochschule |
|Flemming |DK |Kopenhagen, hat in seinem |
|Bjerke |Købnhavn |EU-Konsultationspapier den |
| | |Technikbegriff neu erfunden. |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |leitet in einem führenden |
| | |japanischen Forschungszentrum |
| | |informatische Projekte und hat |
|NIIBE Yutaka|JP Tsukuba|sich kritisch mit den |
| | |Entwicklungen der |
| | |Patentexpansion der letzten |
| | |Jahre auseinandergesetzt |
|------------+----------+--------------------------------|
|Ralf | Frankfurt|Vorstand |
|Schwöbel | |Intradat AG |
|------------+----------+--------------------------------|
|N.N. |Hamburg |ifross |
|------------+----------+--------------------------------|
|Andreas | |Unternehmensberater, |
|Stöckigt |Schwerte |Vorstandsmitglied der |
| | |Gesellschaft für Informatik |
|------------+----------+--------------------------------|
|Hubertus |Berlin |BMWi |
|Soquat | | |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |promoviert am Institut für |
| | |Wirtschaftsinformatik der |
|Norman | |Universität Frankfurt über |
|Hoppen |Frankfurt |ökonomische Aspekte der |
| | |Softwarepatierung, organisierte |
| | |kürzlich eine Großveranstaltung |
| | |zu diesem Thema |
|------------+----------+--------------------------------|
| | |Softwareentwickler mit starkem |
|Erik |SE Malmö |politischem und philosophischem |
|Josefsson | |Interesse, Kenner der Lage zu |
| | |Softwarepatenten in Schweden |
+--------------------------------------------------------+
--
Hartmut Pilch http://phm.ffii.org/
Schutz der Innovation vor der Patentinflation: http://swpat.ffii.org/
80000 Stimmen gegen Logikpatente: http://www.noepatents.org/