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GI-Wahl und GUUG-Podiumsdiskussion



Von der Sprecherin des Wahlausschusses der GI, RA'in Nassim Kiani
(s. auch http://www.kianispringorum.de), wurde mir das
Abstimmungsergebnis der GI-Präsidiumswahl übersandt.

Hier die wesentlichen Auszüge:


  Von den 21041 wahlberechtigten Mitgliedern wurden 3354 gültige
  Wahlbriefe abgegeben.  ... Es wurden gewählt:


					Stimmendifferenz
  Präsident
    Prof.Dr.Dr.h.c. Heinrich C. Mayr	+2833
  Vizepräsidenten
    Prof. Dr. Karl Hantschmann	        +1892
    Prof.Dr. Matthias Jarke		+2034
    Dipl-Math. Andreas Stöckigt		+2220

  ... weitere Präsidiumsmitglieder ...

  Prof. Dr. Susanne Biundo-Stephan	+2368
  Prof. Dr. Dorothea Wagner		+2144
  Prof. Dr. Gunter Dueck		+2119
  Jens Rinne				+1383
  Matthias Ganzinger			+1302
  Dr. Uwe Dumslaff			+1285

Die Gewählten .. haben die Wahl inzwischen schriftlich angenommen. 

Nicht gewählt wurden somit Dipl.-Inf. Hans-Joachim Habermann,
Prof.Dr. Dieter Hannemann, Dipl.-Ing. Holger Schilder und
Prof. Dr. Gerhard Schwabe.  Der nicht gewählte Kandidat mit der
höchsten Stimmenzahl erhielt 1242 Stimmen. ...

Inzwischen ist von Andreas Stöckigt die Ankündigung zu seinem
Swpat-Vortrag beim Frühjahrsfachgespräch der GUUG eingetroffen.

   http://www.guug.de/veranstaltungen/ffg2002/swrechte.html

Stöckigt ist Leiter jener "Swpat-Arbeitsgruppe" der GI, die das
Konsultationspapier der GI verabschiedete, welches wir unter

	http://swpat.ffii.org/vreji/papri/eukonsult00/mayr/

wiedergegeben und auseinandergenommen haben.  Das Papier stammt
offensichtlich aus der Feder von PA Springorum, und die Arbeitstruppe
hat uns vorliegenden Informationen zufolge nie getagt.  Ein Versuch
von LiVe-Leuten, mit der GI ins Gespräch über Swpat zu kommen, kam im
Frühjahr 2001 ins Stocken, wobei vor allem Stöckigt den
Swpat-Kritikern in ähnlicher Weise Charaktermängel unterstellte, wie
er es im seinem hier folgenden GUUG-Abstract gegenüber Swpat-Kritikern
tut:

   http://www.guug.de/veranstaltungen/ffg2002/swrechte.html
	
   Im Gegensatz zu Ingenieuren wird Informatikern das Recht am geistigen
   Eigentum für ihre anerkanntermassen technischen Ideen zumindest in
   Deutschland abgesprochen. 

Stöckigt weiß sehr gut, dass Software-Ideen keineswegs
"anerkanntermaßen technisch" sind.

Die LiVe-Vertreter erklärten Herrn Stöckigt, dass informatische Ideen
keine neuen Erkenntnisse über das Wirken beherrschbarer Naturkräfte
enthalten und dass nicht alles, was umgangssprachlich als "Technik"
bezeichnet werde (z.B. Klavierspieltechnik) auch Technik im Sinne des
Patentrechtes sei.  Es scheint, dass die Frage der "Technizität von
Software" (vgl. GI-Presseerklärung vom Sommer) für einige
Hochschulinformatiker vor allem eine Frage des Prestiges ist.

   Die derzeitige Meinung geht sogar davon aus,
   daß Informatiker sich dabei selbst kannibalisieren wollen. 

Wer da was meinen soll, bleibt ziemlich unklar.

   Diese Gedanken sollen im Vortrag bewußt polemisiert werden, sonst
   macht die nachfolgende Diskussion keinen Spaß.

Immerhin gut, dass sich auch mal ein GI-Vertreter zur Polemik bekennt.
Sonst war bislang das GI-Präsidium darum bemüht, sich als Vertreter
einer besonders unpolemischen und emotionslosen Haltung zu preisen.

   Geistiges Eigentum wird derzeit über rechtlich Rahmenbedingungen wie
   Copyright, Urheberrecht und Patentrecht mehr oder weniger
   geschützt. 

Hier ist schon die Verwendung des Wortes "Geistiges Eigentum"
tendenziös. PA Springorum weiß es besser.  Seine Kanzlei schützt

	Das Recht der geistigen Leistung
	Intellectual Property Law

	http://www.kianispringorum.de/

Eigentum entsteht durch bestimmte Regeln, wie z.B. Urheberrecht,
Patente, Grundbucheinträge, Verträge u.a.  Unabhängig von solchen
Regeln kann man nicht von Eigentum sprechen sondern allenfalls von
Leistungen.

   Kompliziert wird dies durch den Kontext im europäischen und
   angloamerikanischen Raum. Können wir uns in Deutschland von der
   Entwicklung in der Welt abkoppeln?  

Weniger polemisch wäre: "Können wir es uns in Deutschland/Europa
erlauben, den Erwerb von Software-Eigentum anders zu regeln als die
USA?"

   Widerspricht Open Source diesen Gedanken? 
   Wie kann man Auswüchse von Urheberrecht und Patentrecht eingrenzen? 

Auch dies sind unklare und suggestive rhetorische Fragen, die im
Widerspruch zu der folgenden Beteuerung stehen:

   Zu diesen Themen soll eher emotionslos berichtet werden.

Warum eigentlich oben "polemisch" und hier "eher emotionslos"?

Zum Finden der Wahrheit ist Leidenschaft in Kombination mit kühlem
Rechnen notwendig.  Allerdings sollte es eine Leidenschaft sein, die
nach Erkennen des Gemeinwohls trachtet und weniger danach, den
Ingenieurskollegen hinsichtlich Einnahmemöglichkeiten und Prestige
nicht nachstehen zu wollen.

   Über den Referenten: Andreas Stöckigt, Jahrgang 51, fühlt sich als
   Informatik-Pionier trotz Mathe-Studium, geschäftsführender
   Gesellschafter der LIST Unternehmensberatung, aber auch bekennender
   Programmierer und SW-Ideenhaber, Mit-Initiator des ersten Prozesses
   gegen ein triviales Software-Patent, Vizepräsident der Gesellschaft
   für Informatik und vom Saulus zum Paulus gewordener, verhaltener
   SW-Patente Befürworter. Hofft, das Gespräch ohne Farbbeutel zu
   überstehen.

Mit ähnlichen Unterstellungen begegnete Stöckigt dem Linux-Verband.
Immerhin hat er die GI-Wahl ohne allzu große Verluste überstanden.

Was bedeutet "Wandel vom Saulus zum Paulus" hier?  Ist Stöckigt nun
auf einmal Feuer und Flaumme für triviale Softwarepatente?  Oder doch
ein "verhaltener Swpat-Befürworter"?  Für "ein bisserl
Schwangerschaft"?  Zumindest in dem von ihm verantworteten GI-Papier

	http://swpat.ffii.org/stidi/papri/eukonsult00/mayr/

fehlt es an ernsthaften Vorschlägen für eine Reduzierung des
Schwangerschaftsgrades, und etwas ernsthaftere Vorschläge, wie sie
etwa im Namen der Französischen Académie des Technologies gemacht
wurden, würden unseren Rechnungen

	Software Patents with a Compensatory Regulation -- a Cost Analysis
	http://swpat.ffii.org/stidi/pleji/

zufolge ca 5 Milliarden EUR pro Jahr kosten.

Mangels klarer Fragestellungen in Stöckigts Vortragsankündigung müssen
wir uns wohl tatsächlich auf eine weitere Polemik mit "spaßiger
Diskussion" gefasst machen.  Eigentlich hofften wir eher auf eine
qualitative Hebung des Diskursniveaus mit dem Ziel, zu ermitteln, was
die Softwarebranche wirklich will und wie man diesen Bedürfnissen
unabhängig vom Ballast des Patentsystems gerecht werden könnte.

Aber immerhin spricht ein GI-Präsidiumsmann mit uns, der sein
Vortragskonzept schnell eingereicht hat, und den die in der GI
verfassten deutschen Informatiker gewählt haben.

Mehr zur kommenden GUUG-Diskussion ist unter

   http://swpat.ffii.org/penmi/guug-200202/

zu finden.  Es sind auch noch (halb)freie Plätze auf dem Podium,
Besetzung wir mitentscheiden.  Vielleicht könne im Vorfeld der
Diskussion auch noch etwas getan werden, um Ziele des
Gedankenaustausches besser voranzubringen.  Wir sollten wenigstens zu
einem gemeinsam unterzeichneten Papier kommen, in dem
Übereinstimmungen und Meinungsunterschiede festgehalten werden.

Ein paar m.E. etwas besser formulierte Fragen, die als Ausgangspunkt
dienen könnten, finden sich unter

	http://swpat.ffii.org/stidi/

-- 
Hartmut Pilch                   http://offen.ffii.org/ffii/Members/phm/
Schutz der Innovation vor der Patentinflation:   http://swpat.ffii.org/ 
100K Stimmen 300 Firmen gegen Logikpatente:  http://www.noepatents.org/









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