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RE: Wie JPEG-Bilder wertlos werden



> ---------- Forwarded message ----------
> Date: Sun, 21 Jul 2002 23:36:52 +0200
> From: Kurt Jaeger <lists@complx.LF.net>
> To: Axel H Horns <horns@ipjur.com>
> Cc: debate@lists.fitug.de
> Subject: Re: [FYI] JPEGs are not free: Patent holder pursues IP grab
> 
> Hi!
> 
> > > Warum sollte der Patentinhaber ihn nicht zur Vernichtung zwingen
> > > koennen? Auch wenn er vorher wohl eine Konvertierung 
> vornehmen darf,
> > > wird das aergerlich genug sein.
> 
> > Welcher der z.B. im US-Verfahren erteilten Patentansprueche (z.B.
> > mein Posting vom 18 Jul 2002 20:24:34 +0200) sollte denn eine Basis
> > dafuer, JPEG _Bilder_ zu vernichten, hergeben?
> 
> Es geht nicht um vernichten, es geht darum, dass ich mit
> diesen Bytefolgen irgendwas machen muss, damit ich sie
> ohne Verstoss weiterverwenden darf.

Vernichten - dieses Vorgehen kenne ich nur von sog. "Raubkopien"
bzw. Plagiaten, ich wuerde es unter Copyright einordnen.
Die JPEG-Angelegenheit faellt unter Patentrecht.

Der Kommentar bezgl. Bytefolgen soll wohl auf die Notwendigkeit 
zur Nutzung eines moeglicherweise patentierten Algorithmus zur 
Anzeige hindeuten. Trifft dies zu (muss mich noch ueber dieses
Patent informieren) so waere also nur die Software, also das
Werkzeug betroffen, jedoch die Bilddaten welche dieses Programm
durchlaufen waeren somit erfreulicherweise(?) unbelastet.

Ob fuer die Software dann je Durchlauf oder die durchlaufende
Byte-Anzahl Lizenzen faellig sind liegt im Ermessen des Patentinhabers.

> Ich muss ja eine Lizenz erwerben, sonst darf ich diese
> Bytefolgen nicht mehr in irgendeiner Form interpretieren.

Und demzufolge ist die Bytfolge selbst nicht vom Patent betroffen.

> Das habe ich bei dem Audioverfahren (ac3) fuer DVDs versucht,
> ich wollte eine Lizenz, um mir mit xine DVDs anzuschauen.
> 
> Die Debatte mit SFR@dolby.com war nicht zielfuehrend. Sie wollten
> mir keine Lizenz verkaufen, mit der ich xine haette betreiben
> duerfen. Sie wollten mir auch keine Lizenz verkaufen, so dass
> ich xine an meine Kunden haette verkaufen koennen. Kurz: Sie
> haben ein Monopol, und koennen mich zwingen, Dinge zu tun,
> die ich nicht tun moechte (Windows installieren usw).

Der Monopolcharakter ist hier eindeutig. 
Angemerkt sei nur, E-Mail Verkehr bringt in diesem Fall wohl nichts.

Es soll klassische Patente geben, die nur aus einem Grund
aufgekauft wurden - um deren Nutzung zu verhindern. Soweit
ich davon durch dritte gehoert habe, z.B. eine Mehrschicht
Solarzelle mit Wirkungsgrad ueber 20% oder Fasern fuer
unzerstoerbare Damenstruempfe - das waeren fatal neue
Produkte, die eine ganze Branche in Umbruch bringen wuerden
und existirenede Marktvolumina mitsamt Gewinnmargen 
empfindlichst schrumpfen lassen wuerden.

> Kann es mir dann nach DCMA so gehen wie dem Menschen aus Russland,
> wenn ich dann trotzdem meine Bilder decodiere und in die USA
> einreise -- kann ich verhaftet werden ?

Wiederum Copyright. Hat nichts mit Patentwesen zu tun.
Der DMCA mit seinen aktuellen Auspraegungen ist sozusagen die 
derzeit hoechste Perversion des Copyrights im "Land der Freiheit".

> Oder aufgrund des Zugriffsschnickschnack-Gesetzes, dass ich
> Straftaten begehe, weil ich auf einer Website ein Verfahren
> beschreibe, wie DVDs auf FreeBSD abgespielt werden koennen ?

DVD ist Kopierschutz-Technik und damit Copyright.
Das passende Gesetz gibt es derzeit nur in den USA.
Und ja, es bannt jegliche Verbreitung zu technischen
Informationen die beitragen koennten diese Sperren zu 
umgehen und somit doch wieder Kopien zu ermoeglichen.

Es gab auch schon Faelle wo Wisschenschaftler gelockt
wurden digitale Wasserzeichen u. Signaturen (SDMI wars glaube ich)
im Experiment zu entfernen, jedoch trotz vorgesehener
Moeglichkeit der freien Veroeffentlichung der Ergebnisse
massiv unter Druck gesetzt wurden es nicht zu tun,
unter anderem aufgrund der Bestimmungen des DMCA und 
trotz vorangegangener gegenteiliger Berechtigungs-Abmachung.

> [wenn ich also analog sowas fuer JPG files mache ?]

In JPG ist kein Kopierschutz-Verfahren implementiert.

Nur ein gewisser Teil des Codierungs/Dekodierungs-Verffahrens
unterliegt offenbar einem US und EU Patent und dafuer moechte
nun der Patentinhaber (nach nun bald 10 Jahre) urploetzlich
Millionen von Dollars von Firmen sehen, die das Format nutzen.

> Axel, wenn Du mir jemand vermitteln kannst, der mir eine Lizenz
> verkaufen kann, damit ich meine Bilder weiter betrachten kann,
> dann waeren wir ja schon einen Schritt weiter.

Derzeit werden nur Grosskunden "gemolken". Die kleinen laesst man aus.
Wie das weiter geht, ob sich irgendjemand wehren kann oder will,
oder ob das Patent gar als Ganzes fuer ungueltig erklaert wird,
das wird die Zukunft zeigen.

Ich bin ein bischen befremdet dass hier in vorauseilendem Gehorsam
versucht wird (viel? wiviel?) Geld auszugeben, bevor ueberhaupt
der Patentinhaber einen dementsprechenden Anspruch auf Lizenzgebuehren 
oeffentlich formuliert hat. Eine Mail (besser Briefpost) mit der Bitte 
um Zusendung der Bedinungen (=Angebot) koennte man sich als komerzieller 
Anbieter von Produkten die den Encoder/Decoder enthalten evtl. schon
erwaegen.

Wie man am aktuellen MPEG-4 Lizenz-Beschluss sehen kann sind diese 
Regelungen unter Umstaenden sehr feingliedrig mit so einigen Faellen in 
denen es ganz frei sein kann oder auch mit einer Pauschale abgegolten ist.

  http://www.heise.de/newsticker/data/vza-16.07.02-000/

Gruss Alex.


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