Re: [FYI] Provider gehen gegen Sofortsperrungen in die nächste Runde

[Sven Türpe <tuerpe@sit.fhg.de>]

Rigo Wenning schrieb:

> Das Notventil des Art. 5 wird verkannt. Man kontrolliert alle meine
> Anfragen im Netz und verkennt mein Recht, mir solche Dinge anzusehen.
> Ich werde als Bürger entmündigt. (...)

Du läßt dich entmündigen, und alle anderen hier auch. Wir ziehen uns die
ganze Geschichte doch nur als Reality-Soap rein, oder als Sportübertra-
gung. Ja, das paßt: Sportübertragung. Weil wir nicht nur die Auseinander-
setzung als Schauspiel genießen, sondern echte Fans einer Seite sind, der
wir den Sieg wünschen. Ein Unentschieden enttäuscht uns und das verlorene
Spiel wird zur kleinen Tragödie, die aber mit Beginn der nächsten Runde
schnell vergessen sein wird. Gelegentlich kommentieren wir, was wir sehen,
wie es jeder gute Fernsehzuschauer gegenüber seinen Mitzuschauern im
selben Raume zu tun pflegt, aber wir bleiben doch Zuschauer: interessiert,
aber passiv. Das ist bequem und wenn was schiefgeht, sind andere schuld,
auf die wir dann schimpfen können.

Deutlich effektiver wäre es, als Bürger selbst gegen die Sperranordnungen
vorzugehen. Als betroffener Bürger könnte man tatsächlich seine Bürger-
rechte in die Waagschale werfen. Mit dem Provider als Mittler zwischen
Bürger und Verwaltung/Justiz funktioniert das offenbar nicht; zu leicht
können sich die Gegner des Grundgesetzes auf Fragen der Möglichkeit oder
der Zumutbarkeit von Sperrungen für den Provider zurückziehen -- die hier
überhaupt nicht relevant sind, weil es eigentlich gar nicht darum geht,
was der Provider mit welchem Aufwand tun kann. Es geht darum, ob eine
ausufernde Staatsbürokratie den Informationszugang der Staatsbürger re-
geln darf oder nicht. Dieser Kampf muß zwischen Bürgern und Bürokraten 
ausgefochten werden. Vollzogene Sperrungen sind die Voraussetzung dafür.

Gruß
	Sven


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