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Re: Technologien verhindern



Hallo Peter!

On Mon, 6 Oct 2003 14:04:17 +1000 (EST)
Peter Ross <Peter.Ross@alumni.tu-berlin.de> wrote:
> 
> Nun, heute sagst Du, was Herr Roentgen getan hat, war gut, was Frau Curie
> getan hat, gefaehrlich?

Auch A. Nobels Dynamit passt in diese Reihe, er hat erst nach seiner Erfindung (aber immerhin!) realisiert, dass gerade ein sicherer Sprengstoff ein gefährlicher Sprengstoff ist.


Ich kann (und will) heute nicht beurteilen, wie weit ForscherInnen der Vergangenheit die Konsequenzen ihrer Arbeit hätten abschätzen können oder müssen. Das wäre auch müßig. Aber zwei Dinge sind mir wichtig:

1. Forschung und Wissen sind nicht automatisch wertneutral oder gar positiv. Sie stehen immer in einem gesellschaftlichen Kontext und können entsprechend eingesetzt werden.

2. Sowohl Gesellschaft als auch WissenschaftlerInnen haben die Verantwortung, sich mit den Folgen technologischen Fortschritts auseinanderzusetzen und daraus ggf. Konsequenzen zu ziehen: Arbeiten unvollendet abbrechen, Arbeiten be-/verhindern, Ergebnisse zurückhalten, Auftragsarbeiten nicht annehmen, gesellschaftliche Auseinandersetzungen anstoßen ...


> Das amerikanische Linux-Journal August 2003 setzt sich u.a. auch mit TCPA
> und dem IBM-Linux-Tutorial auseinander. Da ist z.B. von einem encrypted
> loopback file system die Rede.

Ich lese das amerikanische Linux-Journal nicht. Was bietet ein TCPA-basiertes verschlüsseltes Loopback-Filesystem, das nicht schon heute trivial (etwa in Knoppix) mit Loop-AES möglich wäre?


> Uebrigens musst Du selbst etwas von Atomwaffen verstehen, um sie zu
> finden, zu entschaerfen und zu entlagern..

Stimmt. Aber du musst nicht viel über Atomwaffen wissen, um sie ausreichend fundiert abzulehnen.


> Eine Verweigerungshaltung - "damit befasse ich mich nicht" - hilft dann
> gar nicht..

ack.


> Ich halte es fuer einen Unterschied, sich mit vielen Grundlagen, die in
> TCPA befinden, zu beschaeftigen, oder eine DRM-Anwendung zu
> implementieren.

Ja, aber da vollziehst du bereits vorhandene (und mit Wirtschaftsmacht vorangetriebene) "gefährliche" Entwicklungen nach, du entwickelst erstmal nicht selbst etwas "Gefährliches".


> Die Entscheidung, woran man sich beteiligt oder nicht, kann nur jeder fuer
> sich treffen. Das schliesst nicht aus, dass man vorher miteinander
> argumentiert und diskutiert, um Entscheidungshilfen zu haben. Evt. auch
> jemand von etwas abzubringen, was ich nicht moechte.

Stimmt. Notfalls ist nicht nur ein Josef Mengele in seinem Forschungseifer auch gegen seinen eigenen Willen zu stoppen.
   Wo genau die Grenze ist, ab der ich mich nicht nur selbst stoppe, sondern ab der ich auch andere stoppe, dürfte schwer zu definieren sein. Das "I agree" einer Koryphäe wie Einstein sollte heute jedenfalls nicht mehr reichen.

Schönen Gruß


Holger

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