Re: Amitai Etzioni zu Vollanonymitaet und SPAM

[Peter Ross <Peter.Ross@alumni.tu-berlin.de>]

On Thu, 29 Jan 2004, Michael Mendelsohn wrote:

> 6) Etzioni fordert nun einen "Cyberspace Passport". Dieser soll zwar
> nicht allgemein angewendet werden, aber bei a) nicht jugendfreien
> Angeboten, b) Arzneiversand, c) Online Shopping (-> Sales Tax) und d)
> Zurückverfolgung krimineller Emails zum Tragen kommen.

(Replik)
> 6) a), b) Gerade in den USA, wo gefälschte Führerscheine etc. auch
> offline schon leicht zu haben sind, ist die Idee eines digitalen
> Altersnachweises bei nicht jugendfreien Angeboten lachhaft. b), c)
> Bei jeder Form von Versand ist ein digitaler Pass überflüssig, weil
> der Versender den Bestimmungsort der Ware kennen muss und daraus die
> für den Versand geltenden Gesetze ableiten kann. d) Die Versender
> krimineller Emails werden sicherlich ihre Emails nicht digital
> signieren bzw. ein Versandsystem, was dies verlangt, nicht benutzen.
> Kontrolliert würde durch eine solche Maßnahme lediglich die
> unbescholtene Bevölkerung.

a) und b) sind vielleicht vernuenftig. Die Tatsache, dass 13jaehrige
schon immer an Zigaretten und Alkohol gekommen sind, wenn sie denn
wollten, begruendet ja ebenso wenig, dass man in Zukunft jedem Knirps die
Bierflasche neben den Lutscher am Supermarktkassenregal stellt.

Die Erschwernis und das Bewusstsein, etwas Nichtlegales zu tun, bremst
in einer Zivilgesellschaft den Wildwuchs unerwuenschter Dinge doch.

Wie allerdings die "digitale Erlaubnis" fuer den Erwerb nach a) und b)
ausgestellt werden soll, ist dann sicher ein naeher zu klaerender Punkt.

Das koennte dann bei solchen Dingen zu einer "Nationalisierung" der
Kundschaft ueber diese Erlaubnisspflicht fuehren. Das ist evt. auch gar
nicht verkehrt, da gerade fuer diese Dinge ein Handel uebers Land hinaus
unterschiedliche Gesetzgebung ausnutzt, was Etzioni beklagt.

Es hat auch handfeste wirtschaftliche Hintergruende. Arzneimittel darf man
(ausser fuer den Eigenbedarf) nicht aus Australien ausfuehren, weil durch
PBS eine Preisbeschraenkung fuer Arzneimittel besteht, um die Kosten des
Gesundheitswesens nicht explodieren zu lassen. Einen gewissen, ebenfalls
begrenzten Teil ueber dem Limit bekommen dann die Konzerne noch durch den
Staat verguetet.

Wer also Arzneimittel auf dem australischen Markt kauft, nutzt
australische Gesetzgebung und australische Steuergelder, die den Preis
senken.

Zu a) faellt mir noch ein, dass ich nicht so recht einsehe, warum das
Internet irgendwelche "verklemmten" nationalen Gesetzgebungen umgehen
soll. Es ist besser, die zu liberalisieren, andernfalls kommt es doch nur
zu einer reichlich doppelboedigen Gesellschaft.

Gruss
Peter

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