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Re: Softwarepatente abgelehnt



* Peter Ross wrote:
> Anyway, angesichts der Diskussion hier, wo Leute, die sich sicherlich
> mehr als nur ein paar Stunden mit den Gesetzentwuerfen beschaeftigt haben
> und trotzdem Unterschiedliches herauslesen, stellt sich fuer mich die
> Frage, ob eine Regelung, die fuer den Laien recht "schwammig" wird, fuer
> ein kleineres Unternehmen, welches sich nicht eine eigene
> Patentpruefungsabteilung zulegen will, nicht einfach bedeutet, dass sein
> Geschaeft stets auf juristisch unsicherem Grunde steht, und stets, ohne
> dass es vorhersehbar ist, vom Untergang auf juristischem Wege bedroht
> ist.

Korrekt.

> Auch ein 2-Jahres-Patent, wie es Lutz vorschlaegt (ungeachtet des
> Branchenabgrenzungsproblem - wenn ich bei einem meiner vorherigen
> Arbeitgeber z.B. Printmedien mit rohen und layouteten Daten versorge, die
> die dann drucken, ist das noch IT oder arbeite ich in der
> Druckindustrie?) waere fuer die 10-Mann-Firma ein echtes Problem.

Auch das ist richtig. Die zeitliche Begrenzung entspringt der Basisidee des
Patentwesens, daß sich Investitionen in Innovation durch zeitliche
begrenzte Monopolstellung lohnen. Wirklich Neues wirst Du in der Praxis
selten finden: Programmieren ist ein Handwerk, keine schöpferische Tätigkeit.

> Ehrlich gesagt, ich habe aeusserst wenig in der IT gesehen, abgesehen
> vielleicht von erwaehnten Verschluesselungsmethoden, die tiefgreifende
> Kenntnisse in der Mathematik voraussetzen, was ich wirklich als
> "patentreif" einstufen wuerde. Was von dem ganzen Zeug, was sich hier auf
> dem Computer so tummelt, war wirklich mal so revolutionierend neu? Die
> Entwicklung der IT ist m.E. eine schrittweise Evolution unter Verwendung
> vieles bereits Bekannten, teilweise Wiederaufgreifen uralter Ideen etc.

Hier möchte ich widersprechen. Die Innovationen finden sich nicht in den
Massensprachen (vulgo Heimwerkerbedarf für Programmierer) sondern z.B. bei
den "abgefahrenden" Sprachen wie Haskell. Dort ist die letzte wirklich neue
Entwicklung - die ich sofort zum Thema einer Vorlesung machen mußte - die
Parallelisierbarkeit von Transaktionsspeicher¹. Die Implementierung ist
schon vor dem ersten öffentlichen Vortrag dazu Bestandteil der
Entwicklerwerkzeuge geworden, so daß man nach ca. sechs Monaten nach
Erstveröffentlichung damit arbeiten kann. Bis derartige Idee die
Mainstreamsprachen erreichen (eine Implementation für Java habe ich im
Praktikum anfertigen lassen) dauert es viele Jahre. Patente auf solche Ideen
sind bis zum Erreichen der Programmiererbaumärkte bei angemessener Laufzeit
bereits verstrichen. Wer innovative Produkte erstellt (ich implementiere
einen Multicast-Router mit Transaktionsspeichern), hat da eben aufzupassen.

Und wem das alles jetzt bömisch vorkommt, ist in bester Gesellschaft:
Softwarepatente betreffen ihn nicht.

> Moeglicherweise waere der ganzen Branche am besten ohne Patente geholfen.
> Es wuerde Rechtssicherheit bedeuten, und, Hand aufs Herz, IBM, Siemens,
> Microsoft und Co. mit ihrer Marktmacht stehen eine Fuelle von
> Moeglichkeiten offen, um die Fruechte ihrer Softwareabteilungen zu ernten.

Es geht bei Patenten nicht um die Großen. Dort sind sie tatsächlich witzlos.

> Nicht zu reden von dem ganzen Problem der Interoperabilitaet, welches auch
> ohne Patentprobleme die Entwicklung der IT doch recht behindert.

Das ist aber alles nur ein Problem der abartig langen Laufzeiten.

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