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[Heise]: IP-Carrier Level3 sperrt Website auf Router-Ebene



Der US-amerikanische IP-Carrier Level3 hat eine Website und die zugehörige
IP-Adresse für den Zugriff deutscher Kunden gesperrt. Es handelt sich um eine
kommerzielle "Snuff-Site", die ohne wirksame Altersbeschränkung beispielsweise
Videos von echten Hinrichtungen und getöteten Menschen (etwa Opfer der
Tsunami-Katastrophe) gegen Bezahlung anbietet.

Die deutsche Niederlassung von Level3 wurde nach eigenem Bekunden von
jugendschutz.net auf die Site hingewiesen. Die Jugendschutz-Organisation hatte
darum gebeten, die Inhalte vom Netz zu nehmen. Der Server, auf dem die Inhalte
liegen, steht in einem Level3-Rechenzentrum in den USA. Er wird von einem
Unterkunden eines Colocation-Kunden betrieben. Der Carrier teilte auf Anfrage
mit, dass die Site nicht gegen US-amerikanisches Recht verstoße, der Kunde aber
darauf hingewiesen wurde, dass die Inhalte nicht mit den internationalen
Policies von Level3 vereinbar seien.

Bisher habe dieser Kunde den Server noch nicht vom Netz genommen. Deshalb hat
Level3 mit einer anderen Maßnahme reagiert und den Zugriff aus Deutschland über
die hiesigen Level3-Router unterbunden. Die Folge ist, dass Kunden deutscher
Zugangsanbieter, deren Route in die USA über Level3 führt, die Inhalte nicht
mehr zu sehen bekommen -- das ist beispielsweise bei Arcor, Hansenet oder QSC
der Fall. T-Online-Kunden etwa können die Site weiterhin abrufen.

Nach Auskunft von Friedemann Schindler von jugendschutz.net habe man Level3
nicht mit einer Verfügung gedroht, sondern dem Carrier lediglich die Fakten zur
Kenntnis gegeben. "Wir waren überrascht, wie schnell Level3 reagiert hat. Das
freut uns natürlich sehr." Zuvor habe man bereits mit Erfolg Payment-Anbieter
wie Visa oder Paypal auf die gleiche Weise dazu gebracht, sich den Inhalt der
Website näher anzusehen, worauf die Zahlungsanbieter mit Sperrung des Kunden
reagiert hätten.

Nach Angeben von Level3 haben sich bereits Kunden beschwert, weil sie selbst
entscheiden möchten, welche Webseiten sie ansehen wollen und welche nicht. In
anderen Fällen würde man diesen Kunden beipflichten, aber hier handele es sich
um eindeutig strafbare Inhalte. Daher sei die Sperrung durch die
internationalen Policies des Carriers gedeckt. Level3 wies darauf hin, dass man
durchgeleitete Inhalte nicht kontrolliere, sich aber bei Kenntnis in der
Pflicht sehe, Maßnahmen zu ergreifen. (hob/c't)

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