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AW: Vor- und Nachteile einer Zensur auf Nutzerebene



>Das Argument halte ich fuer vorgeschoben. Ich kann nicht erkennen, dass eine
>Adressammlung dieser Art schutzwuerdig ist (IANAL).

Doch, als Datenbank nach EG-Recht. Ich denke schon, das das Teuerste an so einem
Programm die Adressenliste ist. So ahnlich wie bei den Suchmaschinen: Man mus
verhindern, das die Konkurrenz die Liste klaut. Vielleicht hat auch Lutz recht,
wenn er meint, das es darum geht, die Adressen vor Kinderaugen fernzuhalten. 
Wenn es sowas wie ne Stiftung Warentest fur die Adressenlisten gabe, die
uberwacht, das die jeweiligen Filterkriterien der Liste auch eingehalten werden
(das es also keine Willkurakte gibt) und die die Filterkriterien dann fur die
Nutzer transparent macht, damit er sich seine Liste nicht nach den Werbespruchen
aussuchen mus: Konnte man so erreichen, das die Eltern bei Verwendung der Listen
nur das sperren, was sie sperren wollen?
Eine weltweit oder sonstwie einheitliche Sperrliste wurde es ubrigens nicht
geben:
Das W3C hat mit PICS einen Standard entwickelt, der inhaltsneutral ist und die
Verwendung der unterschiedlichsten Filterlisten nebeneinander erlaubt. Zweck ist
es, das gesamte Meinungsspektrum des Internet fur jeden zuganglich zu halten und
gleichzeitig den Eltern zu erlauben, bestimmte Inhalte herauszufiltern. Durch
die Existenz mehrerer Filterlisten nebeneinander sollen sie eine Wahlmoglichkeit
haben um ihre personlichen Vorstellungen zu verwirklichen. Gleichzeitig soll so
verhindert werden, das jemand die Inhalte im Netz kontrolliert. (Aber PICS kennt
Ihr wohl eh schon alle).
Mit Sicherheit wurden es manche Kinder schaffen, die Sperre zu umgehen. Auch
jetzt schaffen es manche Kinder, an pornographisches Material zu kommen. Die
Hauptsache ware fur mich, das durch die Bereitstellung solcher Listen aus dem
gesellschaftlichen Konflikt die Luft raus ware und damit ein radikaler Zugriff
auf das Netz politisch schwieriger wurde. Sie musten nicht in jedem Fall
funktionieren.

> Das ist Quatsch. Wer soll eine solche Verpflichtung aussprechen?

In Holland gibt es eine Webpage, auf der sich die Nutzer beschweren konnen, wenn
sie Kinderpornographie im Netz entdecken. Dann wird der Webserver abgemahnt
(allerdings insoweit doch mit strafrechtlichem Druck; man konnte allerdings auch
drohen, z. B. die Adresse zu sperren oder alle Angebote von dieser Site als
hochpornographisch zu klassifizieren). Auf diesem Weg kann man eine
Selbstklassifizierung vermutlich durchsetzen. 
Eine Selbstklassifizierung wurde ohnehin nur fur richtig krasses Material in
Betracht kommen. Mit richtig krassem Material meine ich das, was man in allen
westlichen Industriestaaten nicht am Nachmittag im Fernsehen sieht, da
unterscheiden sich die Masstabe zwischen hier und Amiland wohl nicht so sehr.
Bei solchem Material weis aber der Autor, das er damit Anstos erregen kann. 
Wer sehr prude ist und nicht will, das seine Kinder im Netz Bilder finden, die
sie an jedem Bahnhofskiosk sehen konnen, muste dann schon eine Sperrliste ala
CyberPatrol kaufen. Insoweit ist wirklich nix mit Selbstklassifizierung.

Sicher gibt es da auch noch ein globales Problem, wenn verschiedene Kulturen
aufeinanderprallen. Ich denke, das man letztlich auch dieses Problem nach dem
PICS-Modell in den Griff kriegen kann. Aber ich glaube, es ist schon eine grose
Aufgabe, zu verhindern, das hier in Deutschland eine einzelne Instanz (staatlich
oder privat, egal) Inhalte aus dem Netz filtern kann. Und das konnten Filter auf
Nutzerebene leisten.