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- Subject: XS4ALL-Sperre aufgehoben
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- Date: Tue, 22 Apr 97 14:02:06 GMT
Hallo Leute, hier eine aktuelle ap-Meldung: Im Internet ist eine "wirksame Sperrung nicht moeglich" Frankfurt/M (AP) Im Internet ist eine wirksame Sperrung bestimmter Inhalte nicht moeglich. So lautet das Fazit einer mehr als einwoechigen Blockade des niederlaendischen Internet-Rechners XS4ALL (steht fuer Access for all - Zugang fuer alle) durch das Deutsche Forschungsnetz (DFN), die am Montag abend wieder aufgehoben wurde. "Es hat sich gezeigt, dass eine wirksame Sperrung des rechtswidrigen Inhalts nicht moeglich war", sagte DFN-Sprecher Klaus-Eckart Maass am Dienstag der Nachrichtenagentur AP. So sei die von XS4ALL veroeffentlichte Online-Ausgabe der Untergrundzeitschrift "Radikal" von anderen Web-Servern gespiegelt, das heisst kopiert und allgemein zugaenglich gemacht worden. Dadurch sei erst recht Aufmerksamkeit fuer "Radikal" erzeugt worden. Zudem sei er aus dem Internet mit einer Flut von Protesten und Beschimpfungen konfrontiert worden, sagte Maass. "Die Aufrechterhaltung der Sperre war nicht zumutbar." Das DFN reagierte mit seiner Massnahme am 11. April auf ein Schreiben des Bundeskriminalamts, das auf strafbare Inhalte in der Zeitschrift hinwies. Die Ausgabe 154 der linksradikalen Zeitschrift enthaelt einen "Kleinen Leitfaden zur Behinderung von Bahntransporten aller Art" - eine Anleitung fuer Anschlaege auf Gleise, ueber die Atomtransporte nach Gorleben laufen. Nach dem am Freitag in erster Lesung beratenen Teledienstegesetz sei er verpflichtet, den Zugang zu Internet-Angeboten zu sperren, sobald er Kenntnis von einem strafbaren Inhalt erhalte, erklaerte Maass. Voraussetzung sei aber, dass dies technisch machbar und zumutbar sei. Zwtl: Proteste vom serbischen Oppositionssender B92 Da die Ausschaltung einzelner Web-Seiten technisch nicht moeglich ist, sperrte das DFN den kompletten Zugang zu dem niederlaendischen Rechner, der mehr als 6.000 Informationsangebote bereithaelt - darunter des serbischen Oppositionssenders B92 und mehrerer wissenschaftlicher Bereiche. "Ich kann nichts unternehmen, was die Wissenschaft behindert", erklaerte Maass. So haetten sich drei DFN-Nutzer beschwert, dass sie archaeologische und andere Inhalte auf XS4ALL nicht mehr erreichen koennten. Das DFN, dem alle Universitaeten in Deutschland angeschlossen sind, wird von rund 500.000 Anwendern fuer den Zugang zum Internet genutzt. Proteste kamen auch von B92, weil sich der Sender in seinen Bemuehungen um Demokratisierung in Serbien behindert sah. Im September vergangenen Jahres hatten bereits mehrere kommerzielle Internet-Provider XS4ALL voruebergehend blockiert - aus Sorge, dass die Massnahmen der Justiz existenzgefaehrdende Dimensionen annehmen koennten, wie es damals begruendet wurde. Die Aktion loeste im Internet heftige Proteste aus, veranlasste XS4ALL aber auch, die "Radikal"-Ausgabe 154 voruebergehend vom Server zu nehmen. Dazu kam es bei der juengsten Sperre nicht mehr. XS4ALL zeigte sich in einer Reaktion auf die neuerliche Sperre befremdet und erklaerte, Zensurmassnahmen im Internet haetten sich wiederholt als kontraproduktiv erwiesen. "Als Provider vertreten wir die Position, dass wir die Meinungsfreiheit unserer Nutzer nicht beschneiden koennen", erklaerte XS4ALL-Sprecher Felipe Rodriquez-Svensson. Wenn es Zweifel an der Rechtmaessigkeit von "Radikal" in den Niederlanden gebe, muessten diese von einem niederlaendischen Gericht geklaert werden. ------------------------------------------------------------------------ So bemerkenswert die Begruendung fuer die Aufhebung (weil es Mirrors gibt - die gab es bloss auch vor der Sperrung), so beschaemend fur das DFN, dass Maas es mit den Gesetzen wohl ueberhaupt nicht hinkriegt. Weder ist das TKG stichhaltig, noch ist das Teledienstegesetz, auf das er sich bezieht, in Kraft. Eine rechtliche Grundlage fuer die Sperrung ist so einfach eben nicht zu finden, eine Aufforderung einer Behörde reicht da auch nicht aus. Ingo Ruhmann