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Re: Online-banking via Inet
- To: PILCH Hartmut <phm@a2e.de>
- Subject: Re: Online-banking via Inet
- From: Rudolf Schreiner <ras@muc.de>
- Date: Thu, 16 Apr 1998 17:52:07 +0200 (MET DST)
- cc: debate@fitug.de
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- In-Reply-To: <Pine.LNX.3.95.980416171332.6813A-100000@wtao97.oas>
- Sender: owner-debate@fitug.de
On Thu, 16 Apr 1998, PILCH Hartmut wrote:
> > > Wer hier auf den Listen kann
> > > mit VAX-VMS umgehen?
> >
> > Von unserem Haufen die meisten. Du brauchst aber keine VAX.
> > Was Du brauchst ist Transaktionsverarbeitung. Und die dafuer noetige
> > Middleware gibt's weder auf Linux noch auf FreeBSD.
>
> Der VMS/BS2000-Rechner der Bank tut seine Arbeit auch jetzt schon,
> ausgeloest von DTAUS-Daten, die von einem PC ihm gesendet werden.
Das ist doch gar nicht das Problem. Sobald die Daten in der
Verantwortlichkeit der Bank sind, ist das Problem im wesentlichen
trivial.
> Wer braucht hier Linux oder FreeBSD?
Fiel hier nicht mal das Stichwort "procmail"?
> Es geht nur darum, dass die
> DTAUS-Daten statt per Diskette auch per Internet uebertragen werden.
Aber Disketten verschwinden nicht einfach, verdoppeln sich, werden
verzoegert usw.
Es haben schon viele Leute gemerkt, dass Messaging-Systeme (MOM) an sich
was feines sind. Sie haben aber auch ziemliche Tuecken.
> > Alles geht, es ist nur eine Frage des Aufwands. Mit CORBA kann man alles
> > zusammenkleben, von Mainframes ueber VAXen und Unix-Server bis hin zu
> > Windows-PCs und Prozessrechnern. Es muss nur _irgendeine_
> > Programmierschnittstelle haben.
>
> CORBA ist sicher ganz toll, aber es geht gar nicht darum, den VAX-Rechner
> von DOS oder Unix aus steuern zu koennen.
Das kannst Du damit (normalerweise) auch nicht.
Du musst aber dem Grossen Hobel irgendwie sagen, dass er eine bestimmte
Buchung vornehmen soll. Das kannst Du "zu Fuss" programmieren. Da
bekommst Du allein schon wg. den verschiedenen Byte Orders oder
verschiedenen Character Sets einen Nervenzusammenbruch. Da diese Probleme
bei Client/Server-Systemen immer auftreten, erleichtert man sich das
Leben mit Middleware wie CORBA.
Wie schon geschrieben, die Bearbeitung dieser Mails waere kein sonderlich
grosses Problem. Das ist aber nur die halbe Miete.
> Der Kreis der Benutzer einer offenen Kontoprogrammierschnittstelle waere
> mindestens so gross wie der von SSL-Warteschlangen.
Eine offene Schnittstelle waere sicher zu begruessen, ganz klar.
Aber der "typische User" ist "dumm". Das zeigt allein schon die
Beliebtheit von so unsaeglichen Zeug wie Windows 95. Der DAU erwartet
eine schoene KlickiBunti-Software mit sofortigem Feedback. Wenn Du
"morgen" eine Mail bekommst, dass Deine heutige Buchung schiefgegangen
ist, dann sind SEHR viele User schon total ueberfordert. Der DAU schickt
eine Buchung. Die Mail mit der Buchung verschwindet. Irgendwann kommt
dann eine Mahnung und der DAU wundert sich: "Ich hab' doch..."
So ein System ueberfordert die meisten User und ist fuer jede Bank ein
organisatorischer Alptraum.
_Ich_ persoenlich haette so ein System genauso gerne wie Du. Genauso
gerne wie all die abartigen Commandline-Fetischisten und perversen
Anhaenger vernuenftiger Betriebssysteme. Aber wir sind eine winzige
Minderheit. Ich bin mittlerweile schon froh, wenn Banken noch Systeme
verwenden, die nicht _nur_ auf PCs laufen. Denn immerhin hat meine Sun
mit Java und SSL wenig Probleme. Ich befuerchte naemlich, dass die mal
auf DCOM umsteigen koennten. Und _das_ waere wirklich der Horror
schlechthin.
> Spezialsoftware
> fuer DTAUS gibt es bereits und bei einer offenen Schnittstelle muesste
> sich die Bank nicht darum kuemmern, ueberhaupt Software zu schreiben.
Banken moegen anderer Leute Software aber meist eh nicht besonders. Die
Vorstellung, dass haufenweise Leute mit selbstgestrickter Software
verschluesselte Dateien schicken loest da nur Alptraeume aus.
> Was waere also "nicht billig"?
Gegenfrage: Welchen zusaetzlichen Nutzen haette die Bank von Deinem System?
Dass Du Zeit und Geld sparst? Das ist der Bank doch sch****egal.
Bestenfalls koennte man Dein System verwenden, um einen besonders
interessanten Kundenkreis anzulocken. Aber da rechnen sich ein paar
Hochglanzanzeigen auch besser.
> Solange ich da keine klare Aufstellung der Kosten sehe, nehme ich mal an,
> dass es diejenigen "nicht billigen" Kosten sind, die widerspenstige
> Ingenieure gerne vorschieben, um dann vom Kaizen-Berater zur Schnecke
> gemacht zu werden und gleich am naechsten Tag den Beweis zu liefern, dass
> das Problem trivial war und bereits geloest wurde.
Solange Du den Banken nicht klarmachen kannst, dass sich das System fuer
sie rechnet, hast Du keine Chance.
Ich denke, in der Sache stehen wir auf der selben Seite. Nur habe ich
schon oefter solche "Entscheidungsprozesse" erlebt und bin etwas
realistischer.
Rudi