[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Rastafari ?? Hoer ich recht ??



On Wed, Jun 17, 1998 at 09:16:28PM +0000, UZS106@ibm.rhrz.uni-bonn.de wrote:
> >der potentiellen Taeter so einzugrenzen (Rasterfahndung), so dass auf
> >diese Weise er oder sie schliessendlich ermittelt werden kann.
> 
> Was meinst Du denn damit ??  Heiko

Bei einer Rasterfahndung werden eine Reihe von plausiblen Annahmen
getroffen, die es erlauben, eine grosse Anzahl potentieller Kandidaten
drastisch zu reduzieren. Die verbliebenen koennen entsprechend mit mehr
Aufwand untersucht werden.

Waehrend bei der Rasterfahndung des BKA in den 70er Jahren erhebliche
Datenerhebungen notwendig waren, geht so etwas im Internet sehr viel
einfacher, da alle aktiven Teilnehmer staendig Spuren hinterlassen.  Es
ist (mit dem entsprechenden Aufwand) sicher moeglich, zahllose
Einzelinformationen zu kombinieren und somit Profile ueber Teilnehmer
zu erstellen, die dann mit einem Raster abgeglichen werden koennen.

Ich moechte hier nur an DejaNews erinnern, das es auf beaengstigend
beeindruckende Weise ermoeglicht, das aktive USENET-Profil eines jeden
Teilnehmers zu ermitteln. Probiert es mal mit bekannten Teilnehmern --
Ihr werdet staunen, in welchen Feldern manche eben auch noch vertreten
sind. So habe ich z.B. von einigen Freunden auf diese Weise erfahren,
welche Hobbies und Sportarten sie noch betreiben. Selbst wenn nur
oeffentlich zugaengliche Daten (USENET, Webseiten, alle interessanteren
Mailinglisten) ausgewertet werden, kommt beachtliches Material
zusammen. Die Verwendung verschiedener Identitaeten hilft da auch nicht
viel weiter, da natuerlich auch die Sprach- und Schreibweise fast schon
identifizierend ist. Auch deswegen kann trotz Remailer-Kette ein
selbstformulierter Text schon verraeterisch sein, wenn der gleiche
Netzteilnehmer auch nicht-anonym aufgetreten ist.  Und wer kennt bei
seiner ersten Netzberuehrung schon gleich PGP und Remailer?

Das geht nicht alles von heute auf morgen. Aber dennoch ahnen wir wohl,
dass gewisse goldene Zeiten des Internets, bei denen wir ``unter uns''
waren, langsam aber sicher vorbei gehen. Schritt fuer Schritt wird sich
die Aufmerksamkeit auch der ermittelnden Behoerden fuer das Internet
steigern und die Etats vergroessern (im Augenblick scheinen sie ja
primaer beschlagnahmte Rechner zu verwenden). Natuerlich ist das
ganze ein Katz-und-Maus-Spiel, aber glaubt bitte nicht, dass die Katzen
dank Remailer und anderer Anonymisierungstechniken auf dem Internet
vollstaendig einpacken koennen. Vielleicht im Augenblick, aber auf
laengere Sicht eben doch nicht, wenn mit dem entsprechenden Aufwand auf
der Seite der Katzen aufgeruestet wird.

Die Geschichte der Kryptographie und der Waffentechnik sind voller
Vorgaenge, bei denen Technikglaeubigkeit zu einem unberechtigt festen
Vertrauen gefuehrt haben. Dies hielt haeufig ueber laengere Zeitraeume
hinweg, trug damit zur Verfestigung dieses Glaubens bei und nahm dann
doch ein bitteres Ende.

Andreas.

-- 
_______________________________________________________________________________
Andreas Borchert, Universitaet Ulm, SAI, Helmholtzstr. 18, 89069 Ulm,  Germany

E-Mail:   borchert@mathematik.uni-ulm.de
WWW:	  http://www.mathematik.uni-ulm.de/sai/borchert/
Phone:    +49 731/50-23572  (university)
	  +49 7336/5896     (home)
Fax:      +49 731/50-23975

PGP key available via ``finger borchert@laborix.mathematik.uni-ulm.de''

PGP signature